Mit diesem ersten Band der Reihe Von Rache und Regen kehrte die Science-Fiction-Autorin Annette Juretzki Ende 2019 zurück zu ihren phantastischen Wurzeln. Im Gegensatz zu üblichen Fantasy-Romanen orientierte sich der Weltenbau dabei nicht am Mittelalter, sondern war sehr grob an die europäische Eisenzeit angelehnt. Wie bei der Autorin üblich lag das Hauptaugenmerk auf authentischen Figuren und einer lebendigen Welt, die viel Lokalkolorit und eine eigene Mythologie umfaßt. Mit dem Soldaten Riagh und dem Magier Nuzar wurden zudem zwei Menschen zusammengeführt, die – wortwörtlich – wie Feuer und Wasser sind: Während Riagh vom
Krieg und inneren Konflikten zermürbt seinen Lebenswillen verloren hat, schlägt Nuzars Lebenshunger
Funken - was sich auch durch seine ganz eigene Sprache äußert, die sich vor allem durch starke Metaphern
und den konsequenten Gebrauch des generischen Femininums auszeichnet. Regentänzer ist laut der Autorin ein poetischer Roman, der Melancholie mit viel Sprachwitz in den Dialogen vermischt. Eine Fortsetzung unter dem Titel Feuerweber, in der Riagh und Nuzar ihr Ziel, den Fluch zu bannen, weiter verfolgen, doch dabei von alten Freund(inn)en und Feind(inn)en eingeholt werden, ist geplant, konnte aber bisher noch nicht verwirklicht werden.
Die Götter meinten es nicht gut mit uns, denn es ist eine grausame Zeit, in die wir geboren wurden.
In einem alten Krieg kämpft das Imperium gegen die Ash’Bahar und einen Fluch, der die Toten wiederauferstehen läßt.
In diesen Wirren desertiert der Soldat Riagh, um in seiner von Untoten überrannten Heimat nach Anryn zu suchen – der Frau, der er versprochen wurde.
Als er unterwegs versehentlich Nuzar das Leben rettet, will sich Riagh eigentlich nicht lange mit ihm beschäftigen, denn Nuzar ist einer jener Feuermagier, die an den Untoten schuld sind.
Nur ist Nuzar niemand, den man so leicht vergessen könnte, und er weiß, wie der Fluch zu bannen ist.
Aber solche Macht hat stets ihren Preis – und es ist an Riagh, ihn zu zahlen ...
Mit einem Glossar zu Geographie, Göttern und dem ganzen Rest im Anhang
Diese Geschichte hatte für uns zum einen einige Aspekte, die uns durchaus gefallen und Spaß gemacht haben, zum anderen ist sie aber auch so gar nicht unser Fall. Gefallen hat uns beispelsweise, wie die Autorin die Leser mit der Welt vertraut macht, in der ihre Geschichte spielt, sie mit Mythen und Riten lebendig werden läßt. In der Welt der einen Hauptperson, Riagh, gibt es nicht nur unzählige Bezeichnungen für Wetter und Regen (wobei in seiner Kultur die Zahl 33 stellvertretend für ungezählte oder unbestimmte Anzahl zu stehen scheint), sondern auch Mythen von Göttern und Göttinnen und den germanischen Helden-Mythen ähnelnde Totenwelten (oder Gelage). So ist es durchaus interessant und manchmal auch unterhaltsam zu lesen, wie mit Riagh und Nuzar nicht nur zwei sehr unterschiedliche Männer sondern auch auch zwei sehr verschiedene Kulturen aufeinandertreffen, deren Gebräuche und Riten erheblich voneinander abweichen. Dies zeigt sich beispielsweise, wenn die beiden wie Feuer und Wasser über ihre Toten-Riten aneinandergeraten. Das Buch ist gut lesbar, spannend und unterhaltsam in der dritten Person, aber meist aus Riaghs recht beeschränkter Perspektive geschrieben, was die Autorin ab und an auch dazu nutzt, die Leser in die Irre zu führen. Vieles, was zu Beginn des Buches von Riagh als feststehende Tatsache gesehen und auch so an die Leser weitergegeben wird, erweist sich ebenso wie einige andere Dinge, die erst im Laufe der Geschichte auftauchen, eher als Mythos, Propaganda, Irreführung oder glatte Lüge. Am Ende des Buches klopft dann noch eine weitere unerwartete Wendung an Riaghs Tür, die vieles aus den vorangegangenen Kapiteln erneut in einem anderen Licht erscheinen läßt und eine Menge Fragen an eine Fortsetzung dieser Geschichte öffnet (für die es auch mehr als fünf Jahre nach diesem ersten Buch noch keinen Erscheinungstermin gibt). Weniger gefallen hat uns der engstirnige, selbstgerechte Riagh, der als Held dieser Geschichte, der mit seiner übersteigerten Ehrenhaftigkeit, nach dem Motto Viel Feind, viel Ehr und viel Frikassee, sich und andere immer wieder völlig unnötig in Gefahr bringt. Zudem ist die Geschichte im Grunde eine Mischung aus Militär-Fantasy und einer Zombie-Variante - beides Inhalte, die für uns wenig anziehend sind. Insgesamt ist dieser Mix, auch wenn uns einige Aspekte, wie etwa die Art, in der die Geschichte erzählt wird und wie die diversen Aspekte dieser Welt eingebunden sind, gut gefallen haben, nicht unsere Lese-Welt.
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