Angst macht Angst, Angst macht Politik und Angst macht Auflage. Bei Kunstmann ist im September 2019 ein Gedichtband des Lyrikers und Titanic-Chefredakteurs Moritz Hürtgen erschienen, der das Fürchten lehrt – und unterhält.
Fürchtet Mörder und Ganoven,
fürchtet Schlaue wie die Doofen.
Doch wer fürchtet, der vergisst,
dass die Angst am schlimmsten frißt,
wenn es Angst vor Lyrik ist.
Ein Leben in Angst: Alle Menschen führen es. Vollkommen unmöglich, den Ängsten zu entkommen. Kaum ist eine Angst verdrängt, kommt die nächste um die Ecke, springt aus dem Schrank oder lauert nachts unterm Bett.
Es wäre ein aussichtsloses Unterfangen, alle Über- und Unterängste zu klassifizieren, die Urängste zu suchen und ihnen Angststammbäume zuzuordnen. Vorgebliche Angstforscher sind oft -hasen, die es nicht wagen, die Sinnlosigkeit ihrer Arbeit und die Übermacht der Angst anzuerkennen.
Moritz Hürtgen hat aus Angst bzw. aus diversen Ängsten (Bedeutungslosigkeit, Armut, Prosa) einen Gedichtband geschrieben, der gar nicht erst versucht, Angst zu definieren oder Ängste zu bannen. Nein, er hat sich von besonders schönen und fürchterlichen Ängsten heimsuchen lassen, um sie zu beschreiben, zu loben und sie mutig genug! – wenigstens kurzzeitig in lyrische Form zu sperren.
Ob das gut ausgehen kann?
Mit schwarz-weiß-rosafarbigen Illustrationen von Leonard Riegel