In ihrem neuen Buch erzählt Helga Panagl eine Begebenheit aus dem Österreich der Nachkriegszeit.
Hanna wächst bei ihrer Großmutter in ärmlichen Verhältnissen auf und wird eines Tages – für sie komplett unerwartet – von der Fürsorge weggeholt.
Das Schulkind kommt zu einer "neuen Mutter", die zwar Geld und Ansehen hat, bei der es Hanna jedoch sehr schlecht geht.
Das Mädchen wird zu schweren Arbeiten gezwungen und mißhandelt ...
Originalausgabe
Broschiertes Buch / Paperback
Berger Paperback ca. 110 Seiten ISBN 978-3-99137-077-2 Preis: 14,90 € (D) – 14,90 € (A) ~ 22,00 SFr (CH)
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Unsere
Meinung:
Dies ist zwar ein relativ dünnes Buch, aber es hat es in sich. Wir wollen doch nur dein Bestes wäre wohl die deutsche Variante dieses österreichischen Spruches. Viel Wahres ist offenbar an beiden nicht. Seit einigen Jahren sind Informationen über systematische Mißhandlungen von Kindern, die der staatlichen Pflege ausgeliefert waren und in staatlichen oder staatlich (mit)finanzierten Heimen oder bei Pflegfamilien untergebracht wurden, ans Licht der österreichischen Öffentlichkeit gekommen. Aber es ist eine Sache, so etwas als nüchternen oder sensationslüsternen Bericht in der Zeitung zu lesen und als Fernsehbeitrag zu verfolgen, oder aber es durch die Augen eines Kindes selbst mitzuerleben. In diesem Buch erleben die Leser einen solchen Leidensweg durch die Augen und Gefühle des Kindes, in diesem Fall eines kleines Mädchens, das vom Staat ihrer in ärmlichen Verhältnissen lebenden Großmutter abgenommen und in die Hände einer wohlhabenden aber knauserigen religiös-fanatischen Bäuerin gegeben wird. Hier soll das aufgeweckte, intelligente Kind, das bisher sehr gute schulische Leiszungen erbracht hatte, angeblich auch eine bessere Schulbildung erhalten. Das Gegenteil ist der Fall. Das Kind wird ausgebeutet und es wird an der Arbeit für die Schule (wie Hausarbeiten) gehindert, denn die Fronarbeit auf dem Hof geht. vor. Die Leser erleben durch die Augen des Mädchens mit, wie sich die staatlichen Stellen, die eigentlich auf das Wohlergehen der ihnen anvertrauten Kinder sorgen sollten, zum Komplizen der Ausbeutung und körperlichen wie seelischen Mißhandlung des Kindes (das wohl nur ein Beispel für viele andere ist) machen. So schwerwiegend die wirtschaftliche und körperliche Ausbeutung der Arbeitskraft des Kindes ist (wobei auch die Nachbarn aus wirtschaftlichen Gründen zu den Mißhandlungen und der Ausbeutung auch auf Kosten der Schulbildung schweigen), so ist es doch beinahe noch erschreckender zu sehen, wie die fanatisch-religiös motivierte und kaschierte Unterdrückung und seelische Grausamkeit dazu führt, daß das Kind schließlich selbst der Überzeugung ist, daß es die brutalen Mißhandlungen verdient. Am Ende des Buches gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont - aber viel zu spät und viel zu wenig. Das Leben, der Charakter und das Selbstbewußtsein des Mädchens sind bereits ebenso gründlich wie erfolgreich zerstört worden. Für uns ist dies ein für mache(n) hart zu verdauendes, aber absolut lesenswertes Buch und ein Tip.
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