In der Nacht vom 7. auf den 8. November 1918 stürzt mit König Ludwig III. von Bayern der erste deutsche Monarch von seinem Thron. Seine Flucht aus München samt Familie und Bediensteten ist an Pannen kaum zu überbieten.
Im Geheimen Hausarchiv der Wittelsbacher hat Christiane Böhm die Tagebücher der Königstochter Wiltrud entdeckt. Sie erlauben einen einzigartigen Blick hinter die Kulissen jener turbulenten Tage, werden in diesem Band erstmals ausführlich veröffentlicht und lassen den Leser in ein Drama von shakespearescher Wucht eintauchen.
Die Königin ist sterbenskrank. Ihre Angehörigen fürchten, einem ähnlichen Schicksal anheimzufallen wie die russische Zarenfamilie, die wenige Wochen zuvor ermordet worden ist. Die jüngste Tochter bangt um das Zustandekommen ihrer mühsam arrangierten Ehe. Und ihr Verlobter wird Augen- zeuge der tödlichen Schüsse auf den Revolutionsführer und bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner.
"Unser Leben ist wie ein spannender Roman; alles spitzt sich jetzt auf Stunden zusammen." (Prinzessin Wiltrud von Bayern)
Mit über 40 historischen Abbildungen
Originalausgabe |
Gebundenes Buch / Hardcover mit Lesebändchen
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Unsere Meinung: Natürlich zeichnen die Tagebucheinträge und Erinnerungen in diesem Buch kein neutrales Bild der Vorkommnisse, aber da so etwas sowieso so gut wie unmöglich ist, kann der Leser mit diesem Buch eintauchen in erlebte und lebendige Geschichte. Und bekommt durch die Texte zweier Königstöchter (Wiltrud und Hildegard) und einer Kammerfrau (Franziska Scheidl, genannt Fanny oder in den Tagebucheinträgen der beiden anderen auch nur Scheidl) mit, daß auch bei Königs nicht alles ordentlich, gut geplant und vorbereitet oder auch nur ohne Pannen abläuft. Bestes Beispiel ist ganz am Anfang des Buches die Schilderung des Aufbruches mit dem traurigen (oder sollten wir sagen desolaten) Zustand der Automobile im Wagenpark, die die Flucht zu einem wahren Erlebnis machen. Neben den persönlichen Erinnerungen der drei genannten – die immer mit Datumsangabe abwechselnd eine andere Perspektive der Abläufe schildern – enthält das Buch auch in der dritten Person (oder ganz ohne) gehaltene nachträgliche Einschätzungen in kursiver Schrift. Dazu kommen noch zeitnahe Abbildungen, die dieses auch äußerlich ansprechende Buch abrunden. So kann Geschichte wirklich spannend sein und der Blick hinter die Kulissen ist ebenfalls sehr interessant. Weniger gelungen fanden wir etwa die Karte auf Seite 49, die vielleicht die Fahrtstrecken der drei Fluchtwagen zeigen könnte, aber abgesehen davon, daß es eine sehr schlechte Qualität und die Karte kaum lesbar ist, keine Legende enthält und der möglicherweise erklärende Text zur Abbildung erst nach dem Umblättern gesehen werden kann. Hier wäre zumindest eine andere Anordnung der Texte und eine bessere Qualität der Karte ausnehmend hilfreich gewesen. Neben den Schilderungen der Geschehnisse und einigen Familieninterna enthält das Buch am Ende auch ein Personenverzeichnis, bei dem, was wir sehr hilfreich fanden, auch das Alter der Personen zum Zeitraum der hier geschilderten historischen und persönlichen Abläufe angegeben wird. (Der Leser muß also nicht erst rechnen.) Gut gemeint, aber für uns ziemlich nervig waren die Ziffern für die am Ende zusammengefaßten Fußnoten/Anmerkungen, die dadurch, daß sie bei jeder (!) im Text genannten Person eingefügt wurden, den Lesefluß doch erheblich störten. Neben den genannten Fuß-/Endnoten findet der interessierte Leser im Anhang zunächst das bereits erwähnte Personenverzeichnis, unterteilt in die königliche Familie im Herbst 1918 und Personen im Umfeld der Königsfamilie. Alle anderen Personen sind in den Fußnoten zu finden. Schließlich folgen, was heute nicht mehr selbstverständlich ist, Informationen zu den genutzten Quellen und Tips für weiteren Lesestoff, der sich mit den Themen dieses Buches beschäftigt. (Unter anderem auch ein Verweis auf verschiedene Einträge im Onlinedienst Historisches Lexikon Bayern, für den auch die URL angebeben wird.) Auch die Quellen der Abbildungen mit einem Hinweis auf die Gestaltung der Vor- und Nachsatz-Seiten fehlen nicht. Alles zusammen ein – bis auf die genannten Kleinigkeiten – rundum sorgfältig "gemachtes" Buch, das einen spannenden und persönlichen Einblick in bayerische Geschichte (mit sehr vielen Hintergrundinformationen) bietet und für uns auf jeden Fall ein absoluter Lesetip ist. |