(Ein Klick auf das Banner öffnet ein neues Browser-Fenster)
Das waren neue Seiten
März 2025
Autor/Herausgeber/Reihe:
Kurt Tucholsky:
Titel:
Igel in der Abendstunde
Gedichte
5.
Originaltitel: Originaltitel (Sammlung)
Erscheinungsland
Original: D
Erscheinungsjahr
Original: 2025(*)
Tucholsky war ein brillanter Stilist und auch in seiner Lyrik ein spitzzüngiger Kritiker ungerechter Verhältnisse und politischer Dummheit.
In seinen Gedichten zeigt er sich aber ebenso als amüsanter, schlagfertiger und hochsensibler Erzähler kleiner Geschichten und menschlicher Schicksale.
Dieses Buch enthält eine Auswahl seiner nach Ansicht der Herausgeberin besten Gedichte - über Liebe, Politik und das Leben als solches. Mal urkomisch, mal auch bissig-satirisch ...
Herausgegeben von Stella Morgen (*) Sammlung - Die einzelnen Gedichte in diesem Band entstanden zwischen 1914 und 1931
Die Webseite des Verlages wird leider nicht mit allen Browsern korrekt dargestellt. Der Link zum Buch kann daher, besonders bei älteren Browsern, eventuell nur eingeschränkt funktionieren.
In diesem kleinen Buch sind etwa vierzig mehr oder weniger lange Gedichte von Kurt Tucholsky versammelt. Ob es nun die besten sind, wie der Verlag auf der Rückseite schreibt, werden wohl nicht alle Leser so sehen, aber unterhaltsam sind sie auf jeden Fall und so verschieden wie sie sind, dürfte auch für jede(n) etwas dabei sein. Die Gedichte sind im Buch auf acht Themenkapitel (wie den Menschen, Berlin und die Berliner, Karrieren oder Tierisches) aufgeteilt, die ihrerseits zwischen zwei und acht Gedichte oder Liedtexte enthalten (meist drei oder vier), wobei die Einordnung der Gedichte uns manchmal etwas willkürlich und wenig passend erschien. Auf der Webseite verpaßt der Verlag dem Buch den Untertitel Die schönsten Gedichte zum Schmunzeln und Lachen, auf dem Buch selbst steht erfreulicherweise aber nur Gedichte, denn nicht alle Gedichte sind nur unterhaltsam, manche regen zum Nachdenken an, andere nehmen menschliches und allzumenschliches aufs Korn und oft wird auch ein genau beobachtendes Auge auf das, was man so das Gesellschaftsleben nennt, geworfen oder karikieren es leicht bösartig oder mit leicht schwarzem Humor, indem stellvertretend vermenschlichte Tiere agieren. So etwa am Ende des Buches, da es in zwei Gedichten tierisch wird: Im einen lobt sich ein recht eingebildeter, aber auch ein wenig selbstkritischer Pfau ausführlichst selbst und läßt durchblicken, daß dumm und schön zu sein (und nichts sagend) in der Gesellschaft immer von Vorteil ist. Im andern, das wohl eigentlich ein Liedtext ist, erleben die Leser die ganz normale Situation mit, in der ein Igel Gast in einem Restaurant ist und sich beim Oberkellner beschwert und dann die deutsche Vereinsmeierei aufs Korn nimmt. Das Gedicht, das dem Buch seinen Titel ausgeliehen hat (Wenn die Igel in der Abenstunde) ist auch ein Liedtext (in diesem Fall für einen achtstimmigen Männerchor), aber tierisch nur im Titel und den ersten zwei Strophen. Vielmehr geht es hier um den Ablauf einer Beziehung, gerichtet an die (anfangs) Liebste Anne-Luise, in das die damals grassierenden heren deutschen Werte (hammse jedient?) einfließen. Einigen Gedichten merkt man die Zeit an, in denen sie entstanden sind, andere sind leider (wieder) aktuell und treffen auch heute genau ins schwarze und als Leser werden viele wohl den einen oder Typus, typische Verhaltensmuster oder gar sich selbst in den Gedichten wiedererkennen. Manche Gedichte sind auch einfach nur witzig oder albern. Aber auch das mit Niveau. Am Ende des Buches folgen dann, wie erfreulicherweise bei Reclam immer, die Informationen, wann und wo die einzelnen Beiträge (erstmals) erschienen sind. Den Abschluß bildet dann ein ebenso lesenswertes wie informatives Nachwort (ohne Autorenangabe aber wahrscheinlich von der Herausgeberin) mit weiteren Hintergründen zum Leben und den Werken Tucholskys, das mit einigen Zitaten garniert ist und damit auch unterhaltsam zu lesen ist. Alle, die befürchten, daß wegen der kleinen (äußerlichen) Größe des Buches der Text in winzigkleiner Schrift zusammengepreßt und kaum lesbar ist, können wir beruhigen: Der Text ist in zwar etwas kleinerer Schrift gedruckt, aber immer noch gut zu lesen. Insgesamt ein ebenso unterhaltsames wie treffendes Buch, dessen Gedichte teilweise auch einen Blick in die Zeit Tucholskys werfen lassen (die in einigen Fällen gar nicht mehr so weit von heutigen Zuständen liegen) und auf unterschiedliche Weise außerordentlich gute Unterhaltung bieten. Für uns ist dieses Büchlein auf jeden Fall ein Tip.
Diese Informationen sind zur persönlichen Verwendung bestimmt; sie dürfen zu nicht-kommerziellen Zwecken unter Nennung der Quelle weiterverbreitet werden. Die Rechte der (Hör-)Buch-Abbildungen liegen bei den jeweiligen Verlagen. Alle Angaben nach bestem Wissen aber ohne Gewähr.
Für Mitteilungen, Meinungen und eigene Tips für die INFO-Bücherbar einfach das Kontakt-Formuar verwenden. Die Einsendung ist gleichzeitig Einverständnis mit redaktioneller
Bearbeitung und Veröffentlichung, sofern nicht ausdrücklich auf der Einsendung anderslautend vermerkt.