Bei Scratch, dem Belletristik-Programm bei Saphir im Stahl, wird im Februar die Neuausgabe der Afrika-Romane (naja eigentlich sind es meist eher Kurzgeschichten-Bände) von Edgar Wallace fortgesetzt, die im Januar mit Sanders vom Großen Fluß begonnen hat. Die meisten Bände sind Sammelbände mit Geschichten, deren Originale in Zeitungen und Zeitschriften (wie The Weekly Tale-Teller oder The Windsor Magazine) erschienen sind. Im einzigen wirklichen Roman dieser Reihe hat Sanders nur einen "Gastauftritt" und er wurde 1935 mit Leslie Banks in der Hauptrolle verfilmt.
Im Vorwort zum ersten Band schreibt der Herausgeber zur Neuausgabe dieser Reihe:
Dies ist der erste Band der zwölf Afrika-Romane von Edgar Wallace. 1911 erschien dieser Roman, der sehr viel Aufmerksamkeit erhielt. Diesen Roman, wie auch die folgenden, sollte man in der damaligen rassistischen, kolonialistischen akzeptierten Grundstimmung lesen. Damals war diese Art schriftstellerischen Ausdrucks ganz normal. Daher findet man auch keine an die heutige politisch korrekte Veränderung. Die Geschichten, das Buch ist eher eine lose aufeinander aufbauende Kurzgeschichtensammlung, sind ereignisreich, wenngleich nicht der "modernen Action" zuzuordnen. Es gibt Streitigkeiten, kriegerische Auseinandersetzungen, Zauberdoktoren und weiße Glücksritter. Edgar Wallace beschreibt in seinen Afrikaromanen den Zustand der Kolonialherren wie Väter zu Kindern, die die Eingeborenen darstellen. Seine Afrika-Romane sind ein Stück Zeitgeschichte und Kolonialgeschichte zugleich. Weit eindrucksvoller, als in den Geschichtsbüchern, beschreibt er die Zeit der kolonialen Inbesitznahme Afrikas aus Sicht der Kolonialmächte nachvollziehbar. Einen "politisch korrekten" Roman können Sie hier jedoch nicht erwarten. Es würde den Flair der Erzählung zerstören und ihn nicht mehr lesbar machen.
Sanders ist ein britischer Kolonialbeamter. Seine Aufgabe ist es, in Afrika, Recht und Ordnung durchzusetzen.
Nebenbei erfährt der Leser zwischen den Zeilen viel über den Kolonialismus vor der Zeit des ersten Weltkrieges. Als Kolonialismus wird die Inbesitznahme auswärtiger Territorien und die Unterwerfung, Vertreibung oder Ermordung der ansässigen Bevölkerung durch eine Kolonialherrschaft bezeichnet. Kolonisten und Kolonialisierte stehen einander dabei kulturell in der Regel fremd gegenüber.
Während sich die Weltmächte vor dem ersten Weltkrieg um Besitzungen in Afrika und anderen Teilen der Welt streiten, versucht Sanders - so schreibt der Verlag im Vorwort zu diesem Buch - in seinem kleinen Verwaltungsbezirk Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten. Bei all dem Ju-Ju-Zauber und den eigensinnigen Medizinmännern, die auch als Zauberdoktoren bezeichnet werden, geht es darum, britisches Recht zu sprechen.
Dieser zweite Band enthält die folgenden Kurzgeschichten:
- Ein Spiel
- Die redegewandte Frau
- Die Missionarin
- Der schnelle Wanderer
- Der Geheimorden der Schweigenden
- Das Dorf der Ketten
- Der Denker und der Gummibaum
- Die neun Schrecklichen
- Die Königin der N'gombi
- Der Mann am Platze
- Die Gottesfrau
- Ein Speerfabrikant
- Der fromme Pilger
- Sanders' Verbrechen
- Frühling
Neuausgabe
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Broschiertes Buch /Paperback
Bisher ist in dieser Reihe erschienen:
African novels (Sanders of the River) - die Originale:
- Sanders of the River (1911)
- The People of the River (1911)
- The River of Stars (1913)
- Bosambo of the River (1914)
- Bones (1915)
- The Keepers of the King's Peace (1917)
- Lieutenant Bones (1918)
- Bones in London (1921)
- Sandi the Kingmaker (1922)
- Bones of the River (1923)
- Sanders (1926)
- Again Sanders (1928)
Das Buch kann zur Lieferung nach Deutschland auch direkt beim Verlag Arcanum/Saphir im Stahl estellt werden. Für den Versand in alle anderen Länder bitte zuvor die Portokosten beim Verlag erfragen. (Mehr auf der neuen Webseite des Verlages unter
Häufig gestellte Fragen.)
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Unsere Meinung: Nachdem uns der erste Band absolut nicht gefallen hat, fanden wir sowohl die Geschichten spannender und unterhaltsamer als auch die Personen deutlich "lebendiger" und vielschichtiger. Auch wenn uns das Schlitzohr Bosambo am besten gefallen hat - und er spielt in einigen der hier versammelten Geschichten mit (wobei er nicht immer nur der Bösewicht ist und sich auch einmal in eine eigene Grube gräbt ...), war auch Sanders diesmal nicht ganz so eindimensional rüde und bösartig. Ganz im Gegenteil, in diesen Geschichten hilft er sogar zwei anderen Menschen und wandelt zeitweise auf Freiersfüßen. Daneben bevölkert aber auch noch eine ganze Reihe neuer und bekannter Figuren aus aller Herren Länder diese Geschichten - teilweise sogar so bösartige und intrigante, daß sie Sanders selbst in ernste Bedrängnis bringen. Was uns weniger gut gefallen hat, war, daß es für dieses Buch - wie für einige andere dieser Neuausgabe - wieder zwei verschiedene Titel gibt (Die Eingeborenen vom Strom/Die Eingeborenen vom Großen Fluß) und daß es zwar ein Inhaltsverzeichnis am Anfang des Buches gibt - bei dem uns allerdings die zugehörigen Seitenzahlen fehlen (zumindest in der uns vorliegenden ebook-Version). Am Ende des Buches gibt es dann noch eine ausführliche Lebensgeschichte des Autoren Edgar Wallace. Insgsamt war dieser zweite Band für uns voller abenteuerlicher, unterhaltsamer und spannender Geschichten (manche auch mit unerwartetetn Wendungen), fieser, guter und tragischer Personen und damit nach dem enttäuschenden ersten Band überraschend lesenswert. |