Bei Saphir im Stahl erscheint im Juni der zweite Band der Reihe Übersinnliche Detektive. Als Deutsche Erstausgabe versammelt dieser Band sieben Kurzgeschichten um John Bell, den "Geister-Entlarver". Die Geschichten erschienen zuerst 1897/98 im britischen Cassell's (Family) Magazine, die ersten sechs wurden 1898 unter dem Titel A Master of Mysteries zu einem Buch zusammengefaßt. Die Autorin L. T. Meade arbeitete dabei - nicht nur für diese Geschichten mit Robert Eustace zusammen, der einer der ersten und anerkanntesten Forensiker seiner Zeit war.
"Es ergab sich, daß die Wege des Schicksals mir erlaubten, meinen eigenen Vorstellungen bei der Berufswahl zu folgen. Von frühester Jugend an übte das Seltsame, das Mysteriöse eine unwiderstehliche Faszination auf mich aus. Aus persönlichen Gründen beschloß ich, meiner außergewöhnlichen Neigung zu folgen und bin jetzt unter meinen Freunden als professionelle Geisterenthüller bekannt und jemand, der die Geheimnisse der meisten Spukhäuser aufklären kann. Bisher hatte ich niemals Grund, meine Entschei- dung zu bereuen, aber gleichzeitig kann ich es niemandem empfehlen, der daran denkt, meinem Beispiel zu folgen, sich ohne Zögern in diese Angelegenheiten zu stürzen, die Zeit, Kosten, ungedankten Aufwand in Anspruch nehmen, oft Spott ernten und nicht selten große Gefahren für sich selbst bedeuten. Die Phänomene übersinnlicher Kräfte wissen- schaftlich zu erklären ist meine Lebensauf- gabe geworden. Ich habe mich dabei natür- lich mit allerlei seltsamen Schwierigkeiten auseinandersetzen müssen. Ich bringe auf diesen Seiten die Geschichten einiger merk- würdiger Vorkommnisse vor, zunächst in Ge- heimnisse gehüllt und unter offensichtlich dunklen Vorzeichen, aber dennoch erklärbar, wenn man sie mit dem richtigen Geist der Wissenschaft anpackt." (Aus John Bells Vorwort) |
John Bell, der Geister-Enthüller oder Geister-Ent- larver, benutzt Wissenschaft und Vernunft, um die Wahrheit hinter vermeintlichen Geistern und selt- samen Erscheinungen aufzudecken. Dabei ver- eitelt er nicht selten ein verbrecherisches Unter- nehmen ...
Dieser Sammelband enthält die folgenden sieben Kurzgeschichten:
- Das Geheimnis der kreisrunden Kammer (OA 1897)
- Der Wächter der Tür (OA 1897)
- Das Geheimnis des Felwyn-Tunnels (OA 1897)
- Die Acht-Meilen-Schleuse (OA 1897)
- Wie Shiva sprach (OA 1897)
- Um ein Alibi zu geben (OA 1897)
- Das Geheimnis der Emu-Ebene (OA 1898)
*) Sammlung A Master of Mysteries
Herausgegeben von Erik Schreiber
Aus dem Englischen übersetzt von Tanja Bröse-Kronz
Mit farbigen Zeichnungen von Jan-Aziz Smailovic, Alina Seipel, Paula Williges, Julija Assmann-Gaida und Nunzia Selvarolo
Deutsche Erstausgabe
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Taschenbuch
Das Buch kann nur zur Lieferung nach Deutschland auch direkt beim Verlag bestellt werden.
Bisher ist in der Reihe Übersinnliche Detektive erschienen:
Band 1:
Aylmer Vance - Ghost-Seer (05/2018)
John Bell (The Ghost Exposer) – die Originale
- The Adventures of John Bell—Ghost-Exposer: 1. The Mystery of the Circular Chamber
(Cassell's Family Magazine 07/1897)
- The warder of the door
(Cassell's Family Magazine 07/1897)
- The Mystery of the Felwyn Tunnel
(Cassell's Family Magazine 08/1897)
- The Eight-Mile Lock
(Cassell's Family Magazine 09/1897)
- How Siva Spoke
(Cassell's Family Magazine 10/1897)
- To Prove an Alibi
(Cassell's Family Magazine 11/1897)
- The secret of Emu plain
(Cassell's Magazine 12/1898)
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Unsere Meinung: Auch wenn die Geschichten in diesem Buch schon über hundert Jahre alt sind, brauchen sie sich vor modernen Kriminalgeschichten oder "Thrillern" keinesfalls zu verstecken. (In manchen dieser kurzen Geschichten steckt sogar mehr Geist, als in den 500 bis 1000seitigen Werken, die oft detaillierte Beschreibungen von Zerstückelungen und Sexessen an die Stelle einer interessanten, intelligenten Geschichte setzen.) Wie der Titel schon sagt, geht es bei John Bell vor allem darum, hinter die Kulissen scheinbarer (oder wirklicher?) Geister-Umtriebe zu schauen und deren wahre Hintergründe und Hintermänner zu entlarven. Dabei spielt meist weniger eine Rolle "Who dunnit" als "How's it done?" In den Geschichten geht es beispielsweise um eine eigenwillige Variante des Ablebens in einem verschlossenen Zimmer, eine selbstschließende Grabkammer oder eine sprechende Schiva-Statue und nicht zu vergessen eine äußerst spannende Fahrt gegen die Zeit (von anderen Widrigkeiten ganz zu schweigen). Bei aller Suche nach den Hintergründen bleiben die Geschichten doch vor allem spannend und mehr als einmal ist John Bell, der diese Geschichten selbst in der Ich-Form erzählt, am Ende seiner Weisheit, auf der falschen Spur oder gerät selbst in höchste Lebensgefahr. Alle Geschichten werden sorgfältig aufgebaut und lassen den Leser zusammen mit Bell auf Geister- (oder Mörder-)Jagd gehen und mitfiebern, ob es rechtzeitig gelingt, das Unheil abzuwenden. Dabei weiß der Leser nie mehr als der Detektiv selbst - aber auch (vielleicht einmal abgesehen von seinem wissenschaftlichen Hintergrundwissen) nie weniger. Die deutsche Übersetzung liest sich gut und man merkt den Geschichten kaum ihr hohes Alter an, ohne daß sie künstlich auf modern getrimmt wurden. Der einzige kleine Mangel an dieser Ausgabe war für uns, daß die Illustrationen, die jede Geschichte einleiten leider nicht immer besonders passend zum Inhalt sind. Davon abgesehen bietet diese Sammlung spannende Krimiunterhaltung mit einigen McGyver-Effekten und einer guten Prise an Gruselelementen. Es ist wirklich ein schade, daß es keine weiteren John Bell-Geschichten gibt, aber dieser Band der übersinnlichen Detektive ist auf jeden Fall ein Leckerbissen für Freunde klassischer Kriminalgeschichten und für uns ein TopTip. |