Im Juli 2016 haben wir das erste Buch von Christian Kurz vorgestellt, das in einer alterna- tiven Zeitentwicklung spielt, in der Hitler den 2. Weltkrieg gewonnen hat. Im Februar 2017 folgte dann die Fortsetzung der Geschichte, in der fast die ganze Welt am deutschen Wesen genesen ist. Nur noch einige wenige weiße Flecken, darunter Kanada, haben sich dem Großdeutschen Reich nicht angeschlossen - oder sagen wir es deutlicher: unterworfen. Mit dem Band Fremde Heimat, in dem einige Personen aus dem ersten Buch wieder in den Mittelpunkt der Handlung traten, wurde die Reihe im Juli 2017 fortgesetzt. Im September erscheint bei Himmelstürmer der vierte Band dieser Reihe (allerdings mit einer Titelbildgestal- tung, die überhaupt nicht mehr zu den ersten Bänden paßt).
Nach dem erfolgreichen Sieg der Nazis im großen Krieg wurde die Welt nach ihren Werten geformt. Die Weltsprache ist nun deutsch, unerwünschte Menschen gibt es nicht mehr und auch Schwule gelten als ausgerottet. Jedoch existieren sie weiter- hin, wenngleich auch nur im Verborgenen.
Im ersten Buch dieser Reihe, Allein(e) unter seines- gleichen, hatte der junge Wolfgang Volkmer auf- grund der Nicht-Information keine Ahnung, was es bedeutete, daß er sich in seinen Klassenkame- raden Nils verliebt hatte. Wolfgang wußte nur, daß es nicht richtig sein konnte, daß er diese Gefühle für seinen Freund empfand. Erst als er in einem Buchladen mit der verbotenen Winkel-Literatur in Kontakt kam, lernte er das Wort "schwul" kennen. Nach und nach begann er zu begreifen, wer er war – ein Schwuler und damit ungewollt ein Volks- feind. Am Ende des ersten Buches hatten Wolfgang Volkmer und Karl Beck, ein Autor von schwulen Romanen, es geschafft, das Deutsche Reich hinter sich zu lassen, um im fernen Kanada ihr Glück zu suchen.
Karl Beck mußte, was im zweiten Buch erzählt wurde, allerdings schnell erkennen, daß Deutsche hier nicht gerne gesehen waren, denn auch bei den Kanadiern gab es Leute, die einen Haß auf Schwule hatten. Karl versuchte sich nicht entmu- tigen zu lassen und mußte sich mit Gelegenheits- arbeiten am Leben halten, was ihm mehr schlecht als recht gelang. Aber in der Heimat war er nicht vergessen – seine Geschichte, die er für die ver- botenen Winkel-Hefte verfasst hatte, erregte die Aufmerksamkeit der Nazi-Partei. Für diese stand eindeutig fest: Der Autor Karl Beck mußte sterben, egal wo er sich gerade aufhielt. Offizier Schmidtz reiste deswegen bis nach Kanada, um ihn zu töten.
In dritten Band wechselte die Perspektive wieder zu Wolfgang Volkmer. Er lebte bereits seit einigen Monaten in den Deutschen Staaten von Amerika und war immer noch auf der Suche nach einem Mann, mit dem er zusammen glücklich werden konnte. Während der Arbeit begegnete ihm der hübsche Hotelangestellte Caleb, der ebenfalls schwul und als Schwarzer im von den Nazis be- herrschten Land täglichen Anfeindungen ausge- setzt war. Noch während sich Wolfgang und Caleb näherkamen, tauchte aus dem Heimatland Niels auf, in den Wolfgang während der gemeinsamen Schulzeit heimlich verliebt gewesen war. Niels war mittlerweile ein getreuer Staatsdiener, der alles befolgte, was die Partei vorgab, vor allem das gnadenlose Ausrotten von Schwulen und anderen staatsfeindlichen Elementen. Das Wiedersehen mit dem ehemaligen Schulfreund geriet für Wolfgang zur Belastungsprobe.
In diesem vierten Band läßt die Partei auch nach den letzten Ereignissen nichts unversucht, um Karl Beck, den Autor der Winkelbücher, endlich zu töten, denn es ist für die Partei- oberen ein großer Autoritätsverlust, daß ein Schwuler sie mit seinen Schriften über Gleichheit, Toleranz und Liebe re- gelrecht vorführt.
Offizier Wehrhaus, ein ebenso intelligenter wie skrupelloser Mann, der sich nicht davor scheut, selber Hand anzulegen, wird umgehend damit be- auftragt, sich um diese Angelegenheit zu küm- mern, damit alles so wird, wie es die Partei haben möchte. Damit er seinen Auftrag so schnell wie möglich ausführen kann, wird ihm völlige Hand- lungsfreiheit gewährleistet, die er auch rigoros in Anspruch nimmt.
Aber auch von anderer Seite drohen Gefahren für die Bewohner des kanadischen Schwulenhauses – der Schwulenhasser Howard Sheen wird aus dem Gefängnis entlassen und verbreitet sein Gedanken- gift aufs Neue. Seine Worte schaffen es weiterhin mit einer erschreckenden Leichtigkeit, die bislang nur latent in den Köpfen der kanadischen Bevöl- kerung vorhandenen Vorurteile gegenüber den schwulen Einwanderern zu alles zersetzenden Haß aufzuhetzen.
Auch Jonsey bekommt Probleme, denn er muß schmerzlich erkennen, daß seine Grenzübergänge nicht so unbemerkt geblieben sind, wie er es bis- lang immer gedacht hatte.
Und auch wenn Wolfgang und Caleb sich ihren Traum von einer eigenen Buchhandlung erfüllen konnten, lassen die Probleme nicht lange auf sich warten, denn die durch Sheen in ihrem Haß be- feuerten Kanadier sehen es gar nicht gerne, wenn zwei Schwule deutsche Bücher verbreiten.
Selbst für den in die japanischen Gebiete geflo- henen Nils gestaltet sich sein Leben ebenfalls immer schwerer, denn seine teuer erkaufte Frei- heit muß immer wieder aufs Neue bezahlt werden.
Die dunklen Wolken, die sich im Hintergrund lang- sam, aber dafür um so gewaltiger über die Leben von allen aufziehen, lassen auf nichts Gutes schließen. In einer Welt, die auf den Allmachtsvor- stellungen einiger weniger Führer aufgebaut wurde, haben es Liebe und Ehrlichkeit sehr schwer, nicht zwischen all dem Haß zerrieben zu werden ...
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