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Terry Pratchett ist vor allem bekannt für seine Scheibenwelt-Romane, aber daneben hat er - teils alleine, teils mit anderen Autoren - auch Romane und Kurzgeschichten geschrieben, die gar nichts mit den Geschehnissen um Ankh-Morpork zu tun haben. Als Beispiel seien nur der phantastische Roman "Good Omens" und der historische Roman "Dodger", der im London von Oliver Twist spielt, genannt. In diesem Buch sind zum zweiten Mal (nach Dralle Drachen) Kurzgeschichten des Schöpfers der Scheibenwelt ver- sammelt.
Terry Pratchett schrieb bereits mit sechzehn Jahren seine ersten Erzählungen - für eine lokale Zeitung ebenso wie für die heimische Schublade.
Vierzehn dieser Kurzgeschichten aus der Jugendzeit des wortge- waltigsten Schriftstellers aller runden und flachen Welten wurden für deutschsprachige Leser erstmals in diesem Buch zusammen- getragen.
Schlecht gelaunte Hexen auf Staubsaugern, Zeitreisen-Fernseher und unbeugsame Ameisen bevölkern diese mit diversen kleinen und großen Zeichnungen garnierte Sammlung früher Erzählungen, in denen der ganz besondere Humor Terry Pratchetts schon er- kennbar ist ...
Aus dem Englischen übersetzt von Andreas Brandhorst
Vom verlag empfohlen für Leser ab 10 Jahren.
Mit teilweise ganzseitigen s/w-Illustrationen von Mark Beech
Deutsche Erstausgabe
Gebundenes Buch/Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Dies ist wieder einmal ein Buch, bei dem mehr als zwei Seelen, ach! in unserer Leser-Brust wohnen. Zum einen sind die Geschichten in diesem Buch, auch wenn sie teilweise recht einfach gestrickt sind, bereits mit den typischen Fußnoten und den Sprachspielereien (wie dem etwa zu wörtlich nehmen von Redewendungen) gespickt, die in den späteren Werken von Terry Pratchett zur Meisterschaft herangereift waren, zum anderen ist bei den Überschriften wie Wahrhaft wahnsinnige Zahnschmerzen noch die alte Qualität von Andreas-Brandhorst-Übersetzungen zu erkennen, die nicht nur Wörter sondern auch den Stil, die Atmosphäre, den Geist einer Geschichte berücksichtigt hat (hier zum Original Truly Terrible Toothache). Damit kommen wir auch schon zu den Kritikpunkten, denn was die meisten Überschriften versprechen, hält der Rest der Übersetzung leider nicht. Zum einen ist es beispielsweise kein Fernseher, der auf Zeitreise geht, sondern der zur Zeitreise verhilft - den Originaltitel "The Time Traveling Televison" als "Der zeitreisende Fernseher" zu übersetzen, hat uns als Leser eher enttäuscht, auch weil er völlig falsche Erwartungen weckt und nicht einmal doppeldeutig ist. Gerade bei Autoren wie Terry Pratchett ist eine gute Übersetzung von entscheidender Bedeutung für den Lesespaß. Der bleibt in diesem Buch zwar nicht völlig auf der Strecke, muß aber gegenüber den Originalen deutliche Einbußen hinnehmen. Dies liegt zum einen an der Übersetzung, zum anderen aber auch daran, daß die Geschichten in diesem Buch nicht vollständig sind, sondern - besonders im Nomen-Vorläufer - teilweise recht harsch gekürzt wurden. (Hier fanden wir es im Original putzig, daß der Hauptwichtel den Namen Rincemangle trägt, der uns als Scheibenwelt-Leser im Licht der Phantasie an einen gewissen ungeschickten Zauberlehrling denken ließ. Schade, daß der in der deutschen Übersetzung zu Reinmangel wurde, während Rincewind auch in den deutschsprachigen Scheibenweltromanen Rincewind geblieben ist.) Damit genug der Kritikpunkte, denn dies ist kein schlechtes Buch, sondern ausgesprochen phantasievoll, abwechselungsreich und sehr unterhaltsam (auch wenn man mitunter berücksichtigen muß, daß der Autor der Originale erst sechzehn Jahre alt war). Auch wenn es keine Scheibenwelt-Episoden sind, so gibt es doch schon so etwas wie eine Serie in diesem Buch: Drei Geschichten erzählen vom schnellsten Schlagstock des wilden Westens von Großbritannien (das ist laut Terry Pratchett in diesen Geschichten Wales und ganz besonders das Städtchen Llandanffwnffafegettupagogo). In Der große Eisenbahn-Raub, Die eisige Fehde und Der Schafrodeo-Skandal, stehen der Polizist Bryn Bunyan, sein junger Assistent Gorsebush Stechginster Jones mit Polizeihund Schnappi, ihren Dienstfahrrädern und ihrer eigenwilligen Art, für Recht und Gesetz zu sorgen, im Mittelpunkt. Daneben gibt es abgeschloßene Geschichten um Statuen, die lebendig werden können, und sich um eine alte Freundin kümmern, einen Zauberer mit vierhundertjährigen Zahnschmerzen, der eine ganze Stadt zurück in alte (wenn auch nicht unbedingt gute) Zeiten versetzt, eine abenteuerliche Flußfahrt mit drei Mann in einem Boot, die zunächst in einem Wasserhahn mündet, eine Gruppe von Steintrollen (ja auch die gibt es hier schon) auf einer Expedition ins Unbekannte, einen Krieg der Zauberer, bei dem es natürlich wieder einmal die (eigenwilligen) Assistenten sind, die die beiden Streithähne zur Vernunft bringen, und nicht zuletzt eine Gruppe von Wichten, die gezwungen sind, ihr Leben in einem großen Kaufhaus aufzugeben, und als Mini-Trucker einen LKW entern, um damit aufs Land zurückzukehren und natürlich die Titelgeschichte mit der Hexe (von der alle Kinder aber kein einziger Erwachsener wissen), die statt mit einem Besen mit einem Staubsauger unterwegs ist und das Leben des Party-Zauberers Onkel Ron (der bei Pratchett logischerweise nicht Mitglied eines magischen Zirkels sondern Präsident des magischen Karees ist) durcheinanderbringt. Alle Geschichten sind unterhaltend bis witzig, spannend und gut lesbar und werden durch die Zeichnungen abgerundet, die meist auch tatsächlich zum Inhalt passen (auch wenn beispielsweise die Trolle etwas sehr kinderzeichnungsmäßig ausgefallen sind.) Insgesamt trotz der anfangs aufgeführten Kritikpunkte ein lesenswertes und unterhaltendes Buch für junge und ältere Leser, das schon viele Facetten der Erzählkunst von Terry Pratchett enthält und für uns ein Tip für alle (und Pratchett-Leser besonders).
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