März 2020 |
Autor/Herausgeber/Reihe:
Oliver Bullough:
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Titel: Land des Geldes Warum Diebe und Betrüger die Welt beherrschen
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3.
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Originaltitel:
Moneyland: Why Thieves and Crooks Now Rule the World and How to Take it Back |
Erscheinungsland
Original: GB |
Erscheinungsjahr
Original: 2019 |
Von den heruntergekommenen Städten an der sibirischen Grenze über Steueroasen in der Karibik bis zu den Verbrechervillen in London und Manhattan – irgendwas läuft falsch in dieser Welt. Dieses Buch zeigt, was.
Vor nicht allzu langer Zeit konnte ein Amtsträger, der sich aus der öffentlichen Kasse bediente, nicht ganz so viel mit seinem Geld anfangen. Er konnte sich ein neues Auto kaufen oder sich ein schönes Haus bauen, es vielleicht noch an Freunde und Familie verschenken, aber das war es im Großen und Ganzen dann auch. Wenn er weiter stehlen würde, würden sich die Geldscheine nur in seinem neuen Haus stapeln, bis alle Zimmer voll wären oder es die Mäuse auffressen würden.
Dann hatten ein paar Banker in London eine geniale Idee …
In diesem Buch begleitet der Leser den investigativen Journalisten Oliver Bullough auf eine Reise ins Land des Geldes – einen grenzenlosen Staat der Superreichen. Er erklärt, wie die Institutionen Europas und der USA zu Geldwäscheinstituten wurden, die die Fundamente westlicher Stabilität untergraben und was die wahren Kosten einer Geschäftspolitik sind, die weder Korruption noch Gefahr scheut. Man trifft auf Kleptokraten und ihre schrecklichen Kinder. Aber er verschweigt auch nicht, wie Aktivisten sich auf der ganzen Welt zur Wehr setzen.
Dies ist die Geschichte von Geld und Macht im 21. Jahrhundert.
Es ist noch nicht zu spät, sie umzuschreiben ...
Aus dem britischen Englisch übersetzt von Jürgen Neubauer
Deutsche Erstausgabe |
Gebundenes Buch / Hardcover
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Kunstmann Buch ca. 330 Seiten ISBN 978-3-95614-358-8
Preis: 25,00 € (D) 25,70 € (A) 39,90 sFr (CH) |
Auch erhältlich als: Kunstmann ebook (03/2020) (epub, ca. 8 MB) ISBN: 978-3-95614-376-2 Preis: 19,99 € (D) – 20,60 € (A) 22,90 sFr (CH) |
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Unsere Meinung: Schlafen sie gut, Herr Tucholsky,
ihr Selbstmord war nicht übereilt, ihr Werk hat zehn Bände, ich les' sie zu Ende und bin vor jeglicher Hoffnung geheilt, sang der brilliante Kabarettist Werner Schneyder vor etlichen Jahren. Dieses Buch erreicht das gleiche Ergebnis in nur einem Band. Wer zuvor geglaubt hat, daß das Absichern großer Vermögen vor den staatlichen Steuerbehörden hinter dem Schweizer Bankgeheimnis und das Weißwaschen von Schwarzgeld der Gipfel dunkler Geldgeschäfte ist, erfährt in diesem Buch, daß es nur der Gipfel eines enormen Eisberges ist. Eines Eisberges, der ebenso kalt ist, wie die, die mit dem großen Geld ihre lukrativen Geschäfte machen. Um das ganze Ausmaß und die weltweiten Verknüpfungen der Geldströme verständnlich darzustellen, hat der Autor das fiktive Land Moneyland geschaffen. (Land des Geldes ist zwar eine mögliche Übersetzung (Gelderland wäre eine andere), ist aber als Staatsname nicht so griffig und so nutzt auch die deutsche Übersetzung den Begriff aus dem englischen Original und spricht meist vom Moneyland.) Es ist auf keiner Landkarte zu finden, es existiert überall da, wo jemand sein Geld dem Zugriff seines Staats entzieht und die Anwälte und Banker bezahlen kann, die ihm dabei helfen. Es hat keine Armee, um sich zu verteidigen, aber die braucht es auch nicht, dafür hat es korrupte Politiker und Bänker. Und es schreckt auch nicht vor Morden und anderen Greueltaten zurück, an denen unschuldige Menschen (darunter krebskranke Kinder) sterben. Der Leser erfährt in verständlicher Sprache eine Menge über die Firmenkonstruktionen, mit denen die Superreichen ihre Gelder vor dem Zugriff der Steuerbehörden verbergen und auf jede nur mögliche Art vermehren – und wer wie davon den Nutzen und wer den Schaden hat. Besonders im Osten Europas blüht und gedeiht die Korruption, was dazu führt, daß Medikamente künstlich verteuert werden (und Firmen, die keine Bestechungsgelder leisten mit fadenscheinigsten Begründungen keine Zulassungen bekommen) und Krankenhäusern das notwendigste an Material vorenthalten wird, so daß die Eltern todkranker Kinder selbst die Ärzte und Behandlungskosten bezahlen müssen, obwohl die Behandlung im staatlichen Gesundheitssystem offiziell "kostenlos" ist. Während man beim Offshore-Radio immer wieder von Piratenradios spricht, hat unseres Wissens (und es geschieht auch in diesem Buch nicht) noch nie jemand das Offshore Finanzgechäft als Piratenkapital bezeichnet – oder die Handelnden als Finanzpiraten. Zudem zeigt das Buch auf, wie das ursprüngliche, nach dem zweiten Weltkrieg intallierte System zur Absicherung der Staaten gegen Spekulanten ausgehöhlt und "modernisiert" wurde, bis die Gelder der Superreichen ungehindert im Cyberspace alle Grenzen in Sekunden überwinden konnten, keinen störenden Rückhalt in echten Werten wie Gold mehr haben mußten und von jeglicher staatlicher Kontrolle befreit waren, so daß Moneyland "bargeldlos" blühen und gedeihen konnte. Und wie heutzutage die Institutionen Europas und der USA zu Geldwäscheinstituten mutiert sind, die die Fundamente westlicher Stabilität untergraben und unser aller Leben und Wohlstand beeinträchtigen, von demokratischen "Tugenden" und Errungenschaften ganz zu schweigen. Ja, sogar wie weit Moneyland bereits das bestimmt, was wir in Büchern, Zeitungen und Zeitschriften lesen, im Radio hören und im TV sehen dürfen. (Und sei es nur durch vorauseilenden Gehorsam der Medieninhaber und Chefredakteure, die aus Angst vor kostenspieligen Prozessen (die ihren Verlag oder Sender in den Ruin treiben könnten) freiwillig auf die Veröffentlichung von Beiträgen verzichten, die den Moneyland-Bewohnern und ihren Anwaltskanzleien nicht passen könnten.) Auch die Umverteilung des Eigentums auf wenige Prozent der Weltbevölkerung (oder waren es Promille?) geht munter und ungehindert weiter. Wie und warum erfährt der Leser ebenfalls in diesem Buch. Im Original trägt das Buch noch den Untertitel "... and How to Take it Back" (etwa "Und wie es (das Geld)/sie (die Welt) zurückgeholt werden kann"), auf den man in der deutschsprachigen Ausgabe verzichtet hat. Zu recht, denn obwohl es einige wenige Menschen gibt, die versuchen, gegen die Windmühlen von Moneyland zu aufzubegehren, sind die Erfolge und Zukunftsaussichten doch eher mäßig. Solange die führenden Politiker mehr daran interessiert sind, das große Kapital in ihre Länder zu locken und dabei alle Kontrollmöglichkeiten über Bord werfen, sind die Chancen eher gering, daß Moneyland vom Erdboden verschwindet. Und solange das große Geld weiterhin grenzenlos verkehren kann und die Aufsichtsbehörden und die Strafverfolgung an den Grenzen stoppen muß, wird sich wohl auch an diesem System nichts ändern. Auch wenn sich sich vieles in diesem Buch öfters wiederholt, so ist es doch eine interessante Lektüre für alle, die nicht ganz blauäugig in die Welt schauen und einen tiefen Blick hinter die Kulissen werfen möchten, um zu sehen, warum die Welt sich zu dem entwickelt hat, was sie heute ist. Trotz der kleinen Schwächen ist dieses Buch für uns auf jeden Fall ein Tip. |