Juni 2020 |
Autor/Herausgeber/Reihe: Bernd Sikora:
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Titel: Siebenhöfen
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7.
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Originaltitel:
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Erscheinungsland
Original: D |
Erscheinungsjahr
Original: 2020 |
Bei mdv, dem Mitteldeutschen Verlag, erscheint im Juni mit Siebenhöfen ein historischer Roman über die Industriekultur und Kunstszene um 1800 im Erzgebirge und in Leipzig.
Im Jahr 1813 hat im Erzgebirge das Industriezeitalter begonnen. Im Mittelpunkt des Buches steht der Steinmetzlehrling Carl Steiner, der zu Beginn der Geschichte den Bau der neuen Spinnmühle in Siebenhöfen miterlebt. Bei den Arbeiten an dieser Mühle, die für den aus England stammenden Maschinenbauer Evan Evans vom Baumeister Lohse errichtet wird, und eher wie ein Palast wirkt, kommt es auch zu dramatischen Ereignissen.
Bald jedoch führt sein künstlerisches Talent Carl aus dem Erzgebirge zur Kunstakademie im schillernden Leipzig, wo er in der berühmten Sammlung bei Speck von Sternburg die Bilder italienischer Meister entdeckt.
Und seine Faszination für die Kunst drängt ihn weiter in die Ferne – bis nach Rom.
In der weiteren Geschichte erzählt Bernd Sikora den Lebensweg des zur Kunst berufenen Steinmetzlehrlings Carl Steiner, bindet ihn in historische Ereignisse ein und läßt seinen Helden mit realen Personen der Zeit zusammentreffen ...
Originalausgabe
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Paperback / Broschiertes Buch
Weitere Informationen zu (gefährdeten) Baudenkmälern der ostdeutschen Industriekultur sind auch auf der Webseite des Netzwerks Industrie.Kultur.Ost zu finden.
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mitteldeutscher verlag Paperback ca. 320
Seiten ISBN 978-3-96311-384-0 Preis: 20,00 € (D) – 20,60 € (A) 38,90 SFr (CH) |
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Unsere Meinung: Für die meisten Leser wird Industrialisierung sicher nicht das Erste sein, was ihnen beim Thema Erzgebirge in den Sinn kommt. Doch genau darum geht es in diesem Buch, das in erster Linie den Jugend-, Lehr- und Wanderjahren des (erfundenen) Steinmetzsohnes Carl Steiner aus Drebach durch eine Zeit des Umbruchs folgt. Neben Carls Familie und seinen diversen Liebschaften sind nur wenige weitere Personen in dieser Geschichte frei erfunden - im Großen und Ganzen nur einige andere Arbeiter am Bau sowie seine Mit-Maler und Reisegefährten. Alle anderen Mitwirkenden in diesem Buch basieren auf historischen Personen und Gebäuden. Während die Leser dem Familien- und Liebesleben Carls folgen, erfahren sie nebenbei wie sich Gesellschaft und Archtiktur Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten und wie das Leben durch Napoleon und Krieg beeinflußt wird. Indem der Autor Carl mit den real eistierenden Baumeistern wie Johann Traugott Lohse und Evan Evans arbeiten läßt, erhalten die Leser einen tiefen Einblick in den Start der (wasserkraftbetriebenen) Industrialisierung und später der Umbruch (vor allem verkörpert durch Christian Friedrich Uhlig) zum schmucklosen Baustil und zur Dampfkraft. Nebenbei geht es auch um Flußbegradigungen und ihre Folgen aus der Sicht eines Baumeisters. In Carls Lebens-Geschichte läßt der Autor auch kein Drama aus, seien es tödliche Unfälle auf einer Baustelle, Liebesdramen, Diebstähle und Eifersuchtsdramen. Daneben läßt der Autor seinen Helden seinen Berufsschwerpunkt von der Steinmetztätigkeit zum Zeichnen und Malen wandern, wodurch auch die damalige Welt der Kunst und Lehranstalten wie der Leipziger Kunstakademie einen großen Anteil an der Geschichte Carl Steiners erhalten, bis er am Ende des Buches Signor Carlo Steiner wird (wie und warum wird hier natürlich nicht verraten). Gegen Ende des Buches verschwindet Carl eine Zeit von der Bildfläche und die Geschichte wird durch andere Personen (etwa Carls Bruder Friedrich) gesehen und mutiert zweitweise zu einem Briefroman. Am Ende erfährt der Leser dann noch komprimiert, wie es mit Carls Familie und den nächsten Generationen weitergeht bevor der Autor dann in den letzten Absätzen auch noch Carls Verbleib und sein restliches Leben zusammenfaßt. Im Anhang folgen dann noch ein Personenverzeichnis (getrennt nach erfundenen und historischen Personen, wobei wir auch bei den erfundenen gerne die Geburts und Todesdaten gesehen hätten), ein Nachwort, die genutzten Quellen und Archive. So interessant dieses Buch zu lesen ist, so traurig und für unsere Gesellschaft und Politik beschämend war der Anlaß, der den Autor dazu bewegt hat, es zu überhaupt zu schreiben: Nicht nur die Tierwelt verliert jedes Jahr viele weitere Arten, auch mit den Baudenkmälern gehen unsere Behörden ebenso sorgsam um. Wie etwa mit dem letzten in kompletter Form im Erzgebirge erhaltenen Fabrikgebäude im Stil der im Buch beschriebenen Palastarchitektur, der Meinertschen Spinnmühle in Lugau (Baujahr 1812, Architekt Johann Traugott Lohse), die - obwohl unter Denkmalschutz stehend - im Jahr 2016 abgerissen wurde. (Wenn wir raten sollten, um, wie heute üblich, einem Betonklotz von Bürohaus zu weichen, der dann ungenutzt die Gegend verschönert.) Insgesamt bietet dieses Buch eine weitgehend spannend und unterhaltsam zu lesende Mischung aus Erfindung und Erfindungen, Zeit- Familien- und Archiktektugeschichte. Mitunter driftet es etwas zu weit in schwülstige Liebesgeschichten und Sexkapaden ab, aber alles in allem überwiegen doch die interessanten Teile und machen es zu einer lesenswerten und informativen Lektüre. |