Februar 2017 |
Autor/Herausgeber/Reihe:
Gerhart Hauptmann:
gelesen von Johannes Steck |
Titel: Bahnwärter Thiel
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8.
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Originaltitel:
Originaltitel |
Erscheinungsland Original: D |
Erscheinungsjahr Original: 1887/88 |
Hauptperson in dieser Novelle ist der gutmütige Bahnwärter Thiel, einen vom Schicksal Gebeutelten, dessen Leben durch den Tod seiner geliebten Frau aus den Fugen gerät, und der – bei aller Liebe, die er für seinen erstgeborenen Sohn empfindet – diesen nicht vor einem schrecklichen Unglück bewahren kann.
Zu spät wird er sich seiner Passivität bewußt und beschließt zu handeln, dies jedoch auf die grausamste aller Arten ...
Vom Verlag empfohlen für Hörer ab 12 Jahren
Ungekürzte Lesung
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audiobuch Hörbuch, ca. 70 Minuten (1h 10min) 1 Audio-CD ISBN 3-95862-017-5
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Preis: 14,95 tEuro (D) 15,10 tEuro (A) 22,90 SFr (CH) |
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Unsere Meinung: Es fällt uns schwer, zu diesem Hörbuch etwas zu schreiben. Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten: die be- vorzugt eingesetzte literaturhistorische Eindordnung als "eines der bedeutendsten Werken des Natura- lismus" samt tiefgehender Exegese und Sybolikauslegung (weshalb wohl auch meist eine Inhaltsangabe abseits der Literaturgeschichte als überflüssig angesehen wird). Aber das ist nicht unsere Sache, damit haben sich auch schon andere weitreichend und ausführlich beschäftigt. Das hilft aber nicht wirklich, um zu entscheiden, ob es sich lohnt, der Geschichte dieses Hörbuches zu lauschen. Und das ist die Möglichkeit, die hier für uns entscheidend ist. Auch da macht es uns diese Geschichte nicht einfach. Es ist eine Geschichte, in der man wohl am ehesten die Charakterentwicklung des Bahnwärters mitverfolgen kann, und die in einem Schockeffekt endet. Zu Beginn ist der Bär von einem Manne mit einem zarten Weibchen in vergeistigter Liebe verbunden, die allerdings viel zu schnell mit ihrem Tode im Wochenbett endet. Zwar geht der Bahnwärter erneut eine Zweckehe ein, aber er bleibt doch zerrissen zurück. Seine neue Frau ist sein äußerliches Ebenbild, aber auch herrschsüchtig, zänkisch und gewalttätig. Sie ist nicht gut auf den Sohn des Bahnwärters aus erster Ehe zu sprechen und als sie einen eigenen Sohn bekommt, schlägt die Vernachläßigung in psychische und körperliche Gewalt um. Es gibt Szenen, die die Folgen für den Jungen erahnen lassen, er wird als körperlich und geistig zurückgeblieben geschildert und in einer Szene kratzt er im Beisein seines Vaters Kalk aus der Mauer des Hauses und steckt in den Mund. Zwar versucht der Bahnwärter anfangs noch seiner allgewaltigen Frau in Fällen entgegenzustehen, wenn es um Tobias, aber auch dieser Widerstand verschwindet im Laufe der Geschichte. Selbst als er mitbekommt, wie die Frau Tobias beschimpft und bedroht oder er "Fingerspuren auf der Backe" seines Sohnes entdeckt, schweigt er dazu. Erst als es zu spät ist, findet er seine Stimme wieder. Allerdings nur kurz, denn die Katastrophe, in der alles mündet, stellt die Weichen für ein schockierendes Ende. Die Geschichte ist gut geschrieben, mit häufig bildhafter Sprache und von Johannes Steck in gewohnt ansprechender Weise vorgetragen. Und ja, dieser Bahnwärter und vieles andere in dieser Geschichte kann einen wütend machen, mehr noch, manch einer würde sich Bahnwärter und Ehefrau gerne mal zu einem "Gespräch" vorknöpfen, aber ob die Geschichte daher wirklich etwas Besonderes ist und man sie unbedingt gelesen oder gehört haben muß? Was uns betrifft, fällt sie nicht in diese Kategorie. Durchaus interessant, die Charakterentwicklung mitzuerleben und einen Einblick in das Arbeiterleben der Zeit zu bekommen, aber auch nicht mehr. Um den Rest mögen sich die Literaturwissenschaftler und ihre Studenten kümmern. |