Juli 2018 |
Autor/Herausgeber/Reihe:
Alexander von Humboldt: gelesen von Frank Arnold |
Titel:
Das Buch der Begegnungen Aus den Amerikanischen Reisetagebüchern |
5.
|
Originaltitel:
Originaltitel (Sammlung)
|
Erscheinungsland
Original: D |
Erscheinungsjahr
Original: 2018 (*) |
Wagemut und Wißbegier, ein feines Beobachtungs- und Differenzierungsvermögen und vor allem die unbändige Lust an immer neuen Begegnungen machten Alexander von Humboldt vor 200 Jahren zu einem epochalen Welt- entdecker. Auf seiner Reise in die amerikanischen Tropen von 1799 bis 1804 hielt der preußische Kosmopolit eine Vielzahl Physiognomien fest und sah die Welt, wie sie vor ihm noch keiner gesehen hatte.
Das Buch der Begegnungen versammelt Zeugnisse aus den Amerikanischen Reisetagebüchern und zeigt einen verständigen Geist ohne Berührungsängste. Überzeugt davon, daß es keine unterlegenen oder gar minderwertigen Ethnien gebe, war er seinen Zeitgenossen weit voraus.
Und selbst im 21. Jahrhundert kommt Alexander von Hum- boldt als Anwalt einer universellen Humanität wie gerufen ...
Mit zwölfseitigem Booklet
(*)Geschrieben zwischen 1799 und 1804
Herausgegeben, aus dem Französischen übersetzt und kommentiert von Ottmar Ette
Ungekürzte Lesung
|
3 MP3-CDs
|
Audiobuch Hörbuch, ca. 780 Min. (12h 20 min) 3 MP3-CDs ISBN 3-95862-080-9 Preis: 39,95 € (D) - 41,10 € (A) 53,90 SFr (CH)
|
Direkt beim Verlag bestellen:
|
Unsere Meinung: Dies ist wieder einmal ein Buch, das gründlich gehört werden will, und für das wir einige Zeit benötigt haben. Man sollte sich nicht zu leichtfertig auf dieses Buch einlassen - dies sind mehr als zwölf Stunden Reisebereichte, persönliche Erinnerungen und vor allem wisschaftliche Betrachtungen, biologische (besonders was die Pflanzenwelten angeht) und geographische sowie gesellschaftspolitische und kulturhistorische Beobachtungen und Folgerungen. Sicher können diese Texte auch unterhaltsam sein (wer sich von Sachbüchern und Reiseberichten unterhalten lassen kann, findet hier Welten derselben), doch wer eine simple Reiseerzählung oder gar Abenteuergeschichte erwartet könnte nicht weiter daneben liegen und wird wohl keine Freude an diesem Hörbuch haben. Wer sich jedoch darauf einläßt und dem Buch sein geneigtes Mittelohr leiht und dabei auch sein Gehirn eingeschaltet läßt und vor allem gut und konzentriert zuhört, wird vieles in diesem Hörbuch finden, da es von manchem etwas bringt. Teilweise sind recht dramatische und auch abenteuerliche (ja auch verärgerte) Reiseberichte, teils ausführlich formuliert, teils nur stichwortartig aufgezeichnet. Der aufmerksame Hörer - und man sollte aufmerksam sein, denn es ist kein "richtiges Buch" sondern eher eine - auch chronologisch - sprunghafte Aneinanderreihung von Betrachtungen, die während der Reise zu Menschen, Gesellschaften, Kulturen und Flora und Fauna im großen und kleinen niedergeschrieben oder zum Teil viel später ergänzt wurden - was was und was wann ist, wird leider nicht deutlich, denn Daten fehlen häufig. Zum Teil geht es um einzelne Personen (oder auch Ziegen), zum Teil um übergeordnete kulturelle Systeme - wie die Auswirkungen der jeweiligen Pflanzenwelten auf die auf die Lebensweisen der Menschen,
ihrer Gesellschaftsformen und ja Intelligenz (von der Notwendigkeit des Ackerbaus oder sozialen Interaktionen abhängend). Der Hörer erfährt eine ganze Menge über die Kulturen der amerikanischen Völker (ganz Amerika, nicht nur Nordamerika). Zu Beginn des Hörbuches erschien uns der Autor noch ziemlich naiv und blauäugig (und scheint gefangen in den Ansichten und Lehren des Kulturkreises, in dem er aufgewachsen ist), besonders, was das Werk der Missionare unter den Eingeborenen verschiedener Welt-Regionen betrifft, später wird er hier auch deutlich kritischer und findet deutliche Worte für den ungenierten Eigennutz verschiedener Vertreter jener Religionsgesandten. Im Vorwort hätten wir uns eher einige Worte zur Person und den Tagebüchern Humboldts gewünscht, die auch den "Uneingeweihten aber Interessierten" den Zugang erleichtert hätten. So beispielsweise kurz anzureißen, warum dieses Buch aus dem französischen übersetzt werden mußte, obwohl Humboldt doch in Deutschland aufgewachsten und ausgebildet wurde. Statt dessen klang das Vorwort für uns zu verquast. Das Nachwort erschien uns dagegen deutlih hilfreicher. Ebenso das beiliegende booklet, daß nach einem gezeichneten Portrait des Autoren eine Zeittafel von Alexander von Humboldts Leben, Karten mit den Reiserouten der Forschungsreise 1799 - 1804, und eine Inhaltsübersicht der CDs bietet. Alles in allem eine außerordentlich interessante Sammlung, gespickt mit persönlichen Ansichten, Erinnerungen aber vor allem wissenschaftlichen Betrachtungen, die dem konzentrierten Zuhörer einen Reisebericht und eine Weltsicht nahebringen, die im Gegensatz zur heute grassierenden Abgrenzung und Spezialisierung auf einer Zusammenarbeit und dem Zusammendenken verschiedener Wissenschaftsbereiche beruht. Man kann dieses Hörbuch nicht so nebenbei hören - man kann schon, aber dann verpaßt man vieles und verliert leicht den Faden, aber wenn man sich darauf einläßt und an Kulturen, ihren Sitten und Gebräuchen (auch Unsitten wie das Abbinden von Gliedmaßen bei Kindern um "modische" Wülste zu erzeugen) und ihren Entwicklungen interessiert ist, wird man viel Freude und einigen Stoff zu Nachdenken mitnehmen können - und das obwohl diese Tagebücher knapp 200 Jahre alt sind. |