September 2015 |
Autor/Herausgeber/Reihe:
Aljoscha Brell:
gelesen von Max Felder |
Titel:
Kress
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1.
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Originaltitel:
Originaltitel
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Erscheinungsland
Original: D |
Erscheinungsjahr
Original: 2015 (HC) |
Die Welt ist eine Zumutung, jedenfalls für Kress. Wohin er sieht: Mittelmaß.
Einzig die Universität ist ein erträglicher Ort, dort studiert Kress Goethe, Kleist, Kant, eben was im 19. Jahrhundert Rang und Namen hatte.
Nach dieser glanzvollen Epoche ging es steil bergab, für Kress bis nach Berlin-Neukölln. Dort lebt er in einer un- sanierten Hinterhofwohnung und führt philosophische Ge- spräche mit der Taube Gieshübler.
Doch dann geschieht etwas Unvorhergesehenes: Kress verliebt sich. Und muß auf einmal mitmachen, was seine Altersgenossen lieben – Partys, Small Talk, Ausflüge.
Sein Scheitern ist grandios ..
Ungekürzte Lesung |
1 Audio-CD in Faltschachtel
Auch erhältlich als
Audio-Download, Download, 320kBit/s (728MB)
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audiomedia Hörbuch, ca. 370 Minuten (6h 10min) 1 Audio-CD ISBN 3-95639-027-X
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Preis: 19,99 tEur (D) 20,60 tEur (A) 28,90 SFr (CH) |
Beim onlineshop:
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Unsere
Meinung: Ein Held ist ein Held weil er sich auflehnt gegen das Schicksal, das ihn zerschmettern will - das ist nur eine der diversen Charakterisierungen von Kress über Kress. Kress ist der (Anti-)Held dieser Geschichte und - so einer seiner Professoren - einer der vortrefflichsten Studenten der Literaturwissenschaft. Sein Fachgebiet ist die deutschsprachige Literatur des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts. Darüber hinaus sieht er sich sympathisch, und vor allem als ein friedliebender, hochgradig sozialkompatibler Mensch, der vom Leben nichts weiter will, als ein bescheidenes Plätzchen oberhalb aller anderen. Achja, er schätzt (oder haßt) die Bibliothek sehr und irgenwann einmal will er eine bedeutende Geistes-Persönlichkeit sein. Jedoch, wie selbiger Professor hinzufügt, hat Kress leider die Neigung, sich etwas kompliziert auszudrücken. Und da diese Geschichte durch Kress' Gedankenwelt gesehen wird, macht denn auch die verquaste Sprache einen großen Teil des Reizes dieser Erzählung aus. Und nicht nur die Sprache, auch Kress (Vorname wird erst am Ende der Geschichte enthüllt) als Gesamtpersönlichkeit scheint eher in einem vergangenen Jahrhundert steckengeblieben zu sein, legt eine ziemlich überhebliche Selbsteinschätzung (oder sollten wir es deutlicher schreiben "Arroganz") an den Tag, und hält sich für das absolute Nonplusultra, was für eine Reihe eigenwilliger Dialoge und Situationen sorgt. Einen Teil dieser Dialoge führt Kress mit einer Taube namens Gieshübler, seinem einzigen Freund, wie er später selbst sagt. So richtig schräg wird es allerdings als Madeleine Fischer verspätet in eine Vorlesung und in Kress' (Genitiv) Leben tritt, der ihr für den Rest der Geschichte prompt den Namen die Verspätung verpaßt und der er zunächst seine unsterbliche Zuneigung und später seinen auf 37 Briefseiten (nebst Inhaltsverzeichnis) zu Papier gebrachten Zorn des Selbstgerechten zuwidmet. Obwohl er in großen Teilen des Buches zu den unsympathischsten (oder doch eher unbeholfenen?) Helden der Literaturgeschichte zu zählen ist, läßt das Buch den Hörer einfach nicht los - und plötzlich sind mehr als sechs Stunden vergangen. Dabei wechseln sich witzige, traurige, ja auch tragische, und nicht zueltzt peinliche Episoden ab. Wer Sinn für gut geschriebenen höheren Unsinn und verquere Situationen nebst zugehörigem Sprachwitz hat, wird sich bei diesem Hörbuch vortrefflich unterhalten sehen. Abgerundet wird der Hörgenuß durch den phantastischen Vortrag von Max Felder, der für die Dauer des (leider gekürzten) Hörbuchs ausgesprochen glaubhaft in Kress' Haut schlüpft. Unser Verständnis ist, daß dies ein absolut eigenwilliges Hörbuch und ein absoluter TopTip ist. |