Juli 2014 |
Autor/Herausgeber/Reihe:
Fritz Schindlecker:
|
Titel: Jakob Mustafa Das Vermächtnis des Chronisten
|
---|
10.
|
Originaltitel:
Originaltitel |
Erscheinungsland
Original: A |
Erscheinungsjahr
Original: 2014 |
Und jetzt neben Krimi und Phantastik mal wieder etwas für die Freunde des historischen Romans. Diesmal gehts in die Region um Wien, genauer gesagt, ins historische Bistum Passau, zur Zeit der Türkenkriege. Eine Geschichte um Aber- glauben und das Überwinden von Vorurteilen.
Im Jahre 1684 wird in einem kleinen Ort an der Donau bei Wien ein Junge geboren. Jakob soll er heißen, doch die Dorfbe- wohner nennen ihn nur Mustafa. In ihren Augen ist er als Sohn eines türkischen Offiziers ein Bastard, der nur Unheil bringt.
Aber Jakob ist klug, er weiß sich zu wehren. Und schließlich retten ihm der Mut und die Großherzigkeit seines Ziehvaters, der sich für ihn opfert, das Leben.
Der Kampf gegen die grausamen Intrigen ist jedoch noch nicht zu Ende ... kann am Ende die Menschlichkeit siegen?
Originalausgabe
Wer im Österreichischen nicht so zu Hause ist, kann die ab und an in diesem Buch vorkommenden unge- wohnten Wörter und Ausdrücke im ebenfalls beim Haymon Verlag erschienenen Wörterbuch der Alltags- sprache Österreichs nachschlagen.
Taschenbuch, ca. 330 Seiten, 12,95 tEuro/18,90 SFr (CH)
|
Taschenbuch
Buchpräsentation in Wien:14.9.2014, 11.00 Uhr
Stadtsaal, Mariahilferstraße 81, 1060 Wien
Lesung und Präsentation:
Lukas Resetarits und Fritz Schindlecker
Freier Eintritt,
Anmeldung bei Radio Wien: 01/899953 |
Direkt beim Verlag bestellen:
|
Haymon Taschenbuch ca. 430
Seiten ISBN 3-85218-958-6 | Preis: 12,95 tEuro (D) 12,95 tEuro (A) 19,90 SFr (CH)
|
Beim onlineshop:
|
Unsere Meinung: So mögen wir es: eine gelungene Mischung aus erfundener Geschichte und historischem Hintergrund bzw. Umfeld. Und dazu noch sehr gut zu lesen, und mit einer Portion leicht hinter- oder untergründigem Humor. (Eigentlich kein Wunder, wenn wir bedenken, daß der Autor seit den frühen 80er Jahren Kabaretttexte für Lukas Resetarits, Erwin Steinhauer und Kurt Weinzierl, sowie TV-Shows für u.a. Peter Kraus geworfen hat.) Ein ebenfalls gelungener Kniff, die Geschichte durch einen ehemaligen Landrichter "anhand amtlicher Dokumente" erzählen zu lassen, dessen Sicht der Dinge und Erzählweise scheinbar vom Autoren unabhängige Sichtweisen und Anmerkungen einfließen lassen kann. In der historischen Darstellung des Umfelds lernt der Leser einiges über die Engstirnigkeit, den durch die Kirche unterstützten Aberglauben und die tumben Vorurteile, die rasch zur Gewalt gegen alles und jede(n) führen konnte, den die "Allgemeinheit" als anders oder fremd betrachtete - oder dem sie gar so schröckliche Dinge wie Hexerei oder Pakt mit dem Teufel andichten konnte um ihre eigenen Verbrechen zu rechtfertigen. Im Falle von Jakob (dem die wackeren Gläubigen des Dorfes, den Pfarrer und Lehrer eingeschlossen, den Beinamen Mustafa verpaßten - weil er ja einen türkischen Vater hatte und somit ein Monster sein mußte) meinte man, ihm unter anderem auch den Schulbesuch versagen zu können. Außerdem wurde Lesen und Schreiben für die breiten Massen noch immer als überflüssig angesehen. Denn "Lesen zu können ist kein Segen, (...) Lesen ist der Schlüssel zum Träumen von besseren Welten. (...) Auch das Schreiben ist für das gemeine Volk nur ein Quell des Übels und der Trostlosigkeit." Weniger gefallen hat uns, daß der Autor Jakob im zweiten Teil des Buches unbedingt eine militärische Karriere machen lassen mußte, aber auch das konnte uns dieses Buch nicht verleiden. So kann Geschichte interessant und lebendig werden und vielleicht dazu anregen, darüber nachzudenken, ob wir diese Geisteshaltungen und Ausgrenzungen Anderslebender und Andersdenkender wirklich schon überwunden haben und ob wir wirklich eine Chancengleichheit für alle Mitglieder unserer ach so modernen Gesellschaft erreicht haben, oder ob wir wieder unterwegs rückwärts in die Mehrklassen- gesellschaft sind (denn wie wir wissen: wer aus der Geschichte nicht lernt, ist gezwungen sie zu wieder- holen). Für uns wie gesagt eine absolut lesenswerte gelunge Mischung aus sehr gut geschriebener Unterhaltung vor einem historischen Hintergrund mit einer gehörigen Portion leicht angeschrägten Humors und auf jeden Fall ein TopTip. |