Bei Bastei-Lübbe erscheint in diesem Monat ein neues Buch eines weiteren unserer absoluten Lieblingsautoren. Seine Science-Fiction-Romane in den nicht mehr existierenden Terra, Terra-Nova und Terra-Astra-Reihen, die Planeten-Romane der Perry-Rhodan-Serie(n) und nicht zuletzt seine Raumpatrouille-Orion Romane (in denen er den Figuren der weltweit erfolgreichen aber von deutschem TV und Bavaria unterdrückten sechsteiligen Fernsehserie für über 30 Romane Leben und Charakter gab) zeichneten sich immer durch phantasievolle, gut ausgearbeitete Kulturen und Personen sowie einen gewissen Hang zu Ironie und leichtem Zynimus aus. Schon immer waren die Kneifel-Romane am besten, wenn er sie in fremden, meist archaischen Kulturen ansiedelte. Seit den neunziger Jahren schreibt er weniger Sf und vor allem historische Romane, wie den vorliegenden, die in den verschiedenen Lübbe-Programmen erscheinen.
Lucca, Italien. In seinem Palazzo liest Desiderio Montfalcone das Buch der Prophezeiungen. Es verspricht allen, die auf den Weltuntergang vorbereitet sind, eine zweite Geburt.
Aus diesem Grunde plant Desiderio ein alchimistisches Werk: einen gewaltigen Engel, gekrönt mit dem lebenden Haupt einer Frau. Einer Frau wie Caterina, der Geliebten des jungen Bronzegießers Sandro.
Originalausgabe
Bastei Lübbe Taschenbuch ca. 440
Seiten ISBN 3-404-16406-7
Leider ist hier kaum noch etwas vom Stil und Flair des Autoren, den Leser und Verlag in alten Zeiten nur als Hans Kneifel kannten, wiederzufinden. Hier ist bedauerlicherweise das fortgeführt worden, was bei den jüngeren Bearbeitungen alter Kneifel-Science-Fiction-Romane begonnen hat: Lebendige Wasser oder Wein und Leberwurst-Szenerien der alten Romane wurden in den Überarbeitungen zu überstylten Sekt und Kaviar Stilleben, die kaum noch an die Originale erinnerten. Auch der leichte, selbstironische, zynische Schreibstil ist eher trögem, überfrachteten Pomp gewichen. Dieses Buch ist eher ein Mix aus Alte-Herren-Roman mit geöffneten feuchten Schenkeln und anderer Erotikszenerie en Gros und Flammende Herzen-Romanzen-Schreibstil samt Fanny Hill-Atmosphäre. Daneben hatten wir von Anfang an den Eindruck, daß hier oft auf Länge geschrieben wurde (durch überflüssige Wiederholungen, wortreiche Umschreibungen und Einschübe). Zudem wird es dem Leser dieses in der allgemeinen Reihe eines Publikumverlages erscheinenden Buches nicht gerade einfach gemacht, dem Fluß der Geschichte selbst zu folgen. Zu häufig werden altertümliche Begriffe (wie Hindin statt Reh oder Lusitanien statt Portugal) und unerklärte Fachoder fremdsprachige Ausdrücke benutzt oder es wird im Übermaß Bezug auf nicht weiter erläuterte Quellen und Gegegebenheiten genommen. Erklärende Fußnoten oder gar ein Anhang mit Begriffserklärungen oder historischen Einbindungen fehlt leider vollkommen (lediglich zu vier im Roman erwähnten historischen Personen aus Florenz, das nur als Firenze auftaucht, gibt es in der Übersicht der handelnden Personen "Dramatis Personae" einige Informationen). Entweder weiß der Leser alles oder er ist selbst Schuld. Alles in allem hatten wir den Eindruck genau eines jener Bücher zu lesen, vor denen der Cheflektor alter Terraund Perry Rhodan-Zeiten seine Autoren und Leser immer zu bewahren gesucht hatte: Hier scheint ein Autor mit aller Gewalt so schreiben zu wollen, daß das Buch keinesfalls in Gefahr gerät, von den Göttern der Elfenbeintürme als Trivial-Literatur abgetan sondern als literarisch eingestuft werden zu können – wozu dann nur noch der sprichwörtliche Schelwokatsche Ledereinband fehlt.
Frisch verbucht-Archiv – neu und interessant in diesem Monat
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