Hört sich gut an, der Titel, weil ich nämlich auch so vieles haben möchte, was ich mir nicht leisten kann. Aber sollte ich es glauben? Ergebnis vorweg: Jain. Der große Nachteil des Buches ist, daß es sich zum großen Teil mit einem typisch amerikanischen Problem auseinandersetzt: den Kreditkartenschulden. Ich denke, Carol Keeffes Ratschläge in diesem Bereich haben Hand und Fuß, aber in Europa ist das Kreditkartenunwesen doch noch nicht so verbreitet wie in den USA, so daß für den Durchschnittseuropäer nicht mehr gar so viel Interessantes übrigbleibt.
Die restlichen Ratschläge, wie man zu Geld kommt, erinnern mich an die Worte meiner Mutter: "Jeden Monat nur eine kleine Summe auf ein Konto, das viele Zinsen bringt", pflegt sie zu sagen, "nur 50 Mark, die merkst Du gar nicht, aber in ein paar Jahren hast Du auf einmal ein hübsches Sümmchen zusammen, mit dem du richtig was anfangen kannst."
Das ist auch der Inhalt von Carol Keeffes Buch. Sie erläutert Wege, wie man mit dem Geld, das man hat, besser klarkommt. Der Kernpunkt des Ganzen ist das Sparen. Carol Keefe weiß genau, daß viele Menschen (sie gehörte auch dazu) meinen, daß sie nichts sparen könnten, weil sie sowieso schon vorne und hinten nicht auskommen. Sie behauptet, daß Sparen trotzdem möglich ist, sie behauptet ferner, das Sparen nicht gleichbedeutend sein muß mit Verzicht und Enstsagung, sondern sogar Spaß machen kann, und sie behauptet, daß man auch dann etwas sparen kann, wenn man völlig verschuldet ist. Mit zahlreichen lebenden Beispielen aus ihren Seminaren und mit Geschichten aus ihrem eigenen Leben untermauert sie ihre Thesen. Ihr Credo ist das meiner Mutter: Ein kleiner Betrag reicht schon. Regelmäßig 5 Mark gespart hilft mehr, als einmal 100 Mark auf ein Konto zu tun und diese dann am Monatsende wieder abzuheben, weil man nicht auskommt.
Wie gesagt, ihre Vorschläge sind auch für Inhaber kleiner und kleinster Geldbeutel realistisch. Aufbauend ist auch, daß sie nie die menschliche Seite vergißt und vor allem der von Schuldensorgen gedrückten Seele Streicheleinheiten gönnt. Sie behauptet einfach: Jeder verdient sein Geld erst einmal für sich und nicht für andere, deshalb sollte jeder auch erst einmal an sich denken, wenn er sein sauer verdientes Geld in den Händen hat, und erst sich selbst bezahlen, indem er z.B. einen kleinen Betrag auf das Urlaubskonto einzahlt (und sich vielleicht einen guten Kaffee oder ähnliches gönnt), bevor er daran geht, die anderen zu bezahlen.
Das Buch ist unterhaltsam geschrieben und voller nützlicher Tips, die auch von notorisch sparscheuen umgesetzt werden können. Carol Keeffe argumentiert sehr motivierend, so daß eigentlich bald allüberall in den Landen viele kleine Sparkonten sprießen sollten ...
Carol Keeffe:
Spar dich reich
Knaur Taschenbuch
ca. 270 Seiten
6,45 ECU
ISBN 3-426-82104-4
* Ecu: HFL/DM = ECU x2, BEF = ECU x 40, öS:
x15,6, sfr: x1,8