Bernhard Kegel:
Das Ölschieferskelett
(Original: CH, 1996, Taschenbuchausgabe Heyne: April 1998 )
Nach dem Ausflug in die - zugegeben für Sf nahe - Zukunft in der letzten Woche, geht es diesmal in die Vergangenheit.
Ausgangspunkt dieser Zeitreise ist die Grube Messel bei Darmstadt, eine archäologische Fundgrube allererster Kajüte - äh - Güte. In dem hier zusammengepressten "Urschlamm" eines Sees aus dem Erdmittelalter finden sich Abdrücke dessen, was in diesem See vor etwa 65 Millionen Jahren kreuchte und fleuchte.
In unseren Tagen wird der Lagerraum des wissenschaftlichen Instituts, das sich um das Freilegen und Einordnen der Fossilien kümmert, allmählich knapp. Und nicht nur die - auch die Zeit droht abzulaufen, denn die Stadtväter - immer an Informationen über die Vergangenheit der Menscheit und ihres Planeten interessiert - planen aus der bedeutenden Fosslienablagerungsstätte eine Mülldeponie zu machen. Ehrlich. Dazu kommen noch die Fossilientouristen und "interessierten Kreise" (mit viel Geld und wenig Sensibilität), denen es egal ist, wie sie an ihre Messelstückchen kommen und welche anderen Funde dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.
Dr. Axt, seines Zeichens Paläontologe (Paläontologie = Lehre von den früheren Lebewesen) in Messel, ist also schon ausreichend mit Problemen versorgt, als sich ein weiterer bedeutender Fund ankündigt. Von der Größe des Blocks, in dem sich das Fossil befindet, dürfte es sich wohl um ein urzeitliches Krokodil handeln.
Durch Zufall ist Dr. Axt allein im Institut, als ihn die Neugier übermannt und er das vermeintliche Krokodil unter das Röntgensichtgerät schiebt.
Von diesem Moment an hat Dr. Axt ein gewaltiges Problem mehr!
Denn das 65 Millionen Jahre alte Krokodil trägt ganz deutlich sichtbar eine Armbanduhr - und ist überdies ein menschliches Skelett!
Völlig unmöglich, denn zu der Zeit aus der der Block stammt, gab es weit und breit keine Menschenseele auf diesem Planeten - und erst recht kein Skelett! Hatte da jemand dem Institut einen Streich spielen wollen? Aber wenn nicht - wie kommt ein menschliches Skelett samt Armbanduhr in einen 65 Millionen Jahre alten See???
Kann Axt mit seinem Fund an die Öffentlichkeit? Was soll er tun? Und es wird immer merkwürdiger. Irgendetwas an diesem Skelett kommt ihm bekannt vor. Axt beginnt um seinen Geisteszustand zu fürchten. Was geht hier vor? Weshalb verschwinden plötzlich Messel-Fossilien in aller Welt? Wie kommt ein Urzeit-Käfer-Clone in einen Briefbeschwerer?
Fragen über Fragen aber keine Antworten. Und dann gibt ein alter Film Axt zu denken. Könnte es sein, daß ...? Unmöglich. Oder doch nicht?
Endlich. Es gibt also noch deutschsprachige Autoren, die Geschichten erzählen können. Wir konnten es kaum glauben: Ein deutschsprachiger Autor, noch dazu ein Wissenschaftler (Bernhard Kegel ist Biologe und Käferspezialist), hat einen wirklich spannenden Roman geschrieben, und in verständlicher Sprache eine ganze Menge interessanter Informationen aus der Welt der Paläontologen und Käferkundler unauffällig eingebaut.