Määäähähässetschtusätz ...
Massachussets here it comes ... yepp, genau in diesem schönen Ländle spielt unser Buchtip für heute. Genauer gesagt in der Metropole dieses Staates im Nordosten der USA.
Boston. Kennt man, nicht wahr, von der Boston Tea-Party. Wie das
heute wieder alles zufällig zusammenpaßt. Genau hier ist nämlich
einer der Hauptschauplätze: Der Bostoner Hafen, einer der besten
nordamerikanischen Naturhäfen - naja das Lexikon ist auch schon
was älter und man kann ja recht unterschiedliche Sachen unter
Natur verstehen.
Absolut kein Verständnis findet die arme chemische Industrie bei
diesen langhaarigen, schmuddeligen Terroristen, die sich
Umweltschützer nennen. Einer von Ihnen ist Sangamon Taylor. Ein
richtiger Spinner dieser Typ: Hatte er doch einen guten Posten als
Biochemiker bei einem Bostoner High-Tech-Unternehmen - da hatte
er Sicherheit, geregelte Arbeitszeit, gutes Auskommen mit dem
Einkommen. Und was macht dieser Idiot? Schmeißt seinen Job hin
und kurvt mit dem Fahrad durch Boston und mit dem Schlauchboot
durch den Bostoner Hafen um die Chemische Industrie zu
terrorisieren. Arbeitet offziell bei einer Umweltgruppe namens GEA -
Group of Environmental Activists als Koordinator Nordost für den
Bereich Chemische Verseuchung. In Wirklichkeit taucht er im hafen
rum, sammelt und analysiert angeblich vergiftetetes Wasser, bringt
Panik unter unschuldige Angler und Hummerliebhaber und beschädigt
fremdes Eigentum, indem er unbefugt Abflußrohre zumauert.
Anzunehmen, daß die Management-Etagen der Bostoner Chemiekonzerne
diesen Sangamon Tayler, von allen meist nur S.T. genannt, heiß und
innig lieben. Aber wie man weiß kann allzuviel Liebe auch sehr
leicht sehr ungesund werden.
Ungesund und unbequem sind die Umweltaktivitäten von S.T.
besonders für die Bilanzen und den Ruf diverser Chemieunternehmen
in der Nähes des Bostoner Hafens. Besonders der Krakenkonzern (ein
Konzern, der alle anderen abdeckt - so wie der WDR eine Funkkrake
ist) BASCO hats Sangamon angetan - oder umgekehrt.
Aber die Industrie hat diesmal, wie sie meint, eine tolle Erfindung
geamcht, die alle Probleme auf einen Schlag aus dem Weg räumt.
Wenn die Giftstoffe im Wasser vernichtet werden, ist alles in
Ordnung. Man nutzt dazu das alte Feindprinzip, nur diesmal
biogenetisch.
Man kennt das ja von den Ratten in
Zuckerrohrplantagen. Auf die Ratten setzt man Mungos an die die
Ratten ausratten - äh rotten. Dumm nur, daß die Mungos, als keine
Ratten mehr da sind, auf Eidechsen umsteigen. die ihrerseits dafür
gesorgt hatten, daß sich die Maikäfer nicht zu sehr vermehren ... Resultat des ganzen Eingriffs: Die Ratten vernichten das Zuckerrohr
nicht mehr - jetzt tuns die Maikäfer. Eine Lösung Marke
Zauberlehrling .
Sangamon Taylor ist zwar nicht clever genug, herauszufinden, was
genau da gerade läuft, aber das was er rauskriegt ist für die
Giftstoff-Manager beunruhigend genug. Was bisher zwischen Umweltschützer, Sanagamon und Basco gelaufen ist, wird zum Picknick
unter Freunden, gegen die Brutalität, wie man dem Toxin-Spiderman,
wie er sich gerne selbst sieht, jetzt ans Leder geht. Hat die Absicht
eines Chemiebonzen, Präsident der USA zu werden irgendetwas damit
zu tun? Ist die Schweinerei diesmal so groB, daß es sich lohnt, S.T.
endgültig aus dem Weg zu räumen? Was tut man, wenn sich jemand
nicht frelwillig umbringen läßt? Am besten man stempelt ihn zum
Terroristen. Das hat bei vielen unbequemen Umweltschützern schon
gewirkt. Polizei und Staatsapparat, gepaart mit dem gesunden
Volkszorn auf den vermeindlichen Arbeitsplatzkiller, entkommt so
schnell keiner. Also stirbt S.T. einen wenig heldenhaften Tod, als er
in seinem Keller wohl mal wieder eine Bombe gebastelt hat. Aber die
arme Industrie kommt nicht zur Ruhe. Zeitweise sieht es so aus, als
ob sich aus einem winzigen Auslöser eine weltweite Katastrophe
entwickeln könnte.
Dieses Buch ist nicht für Leute geeignet, die glauben, die Chemische
Industrie sei ein Verein zur Menschheitsbeglückung, stets darauf
bedacht, daß ihr Wirken keine negativen Auswirkungen auf das
Leben auf diesem Planeten hat. Ein Kriminal-Thriller um einen
Mann, der, so unvollkommen er auch ist, seinen Beitrag dazu leistet,
daß die wild gewordene Chemische Industrie wenlgstens ein bißchen
gebremst wird, in ihrem Ziel notfalls für ihren Profit notfalls alles
Leben auf diesem Planeten zu vernichten. Und darüber, welche
Rollen die Öffentlichkeit und die Politiker in diesem schmutzigen
Spiel spielen. Die Sprache ist zwar nicht unbedingt jedermanns Fall, aber das Buch
trotzdem lesenswert und auf jeden Fall spannend und beängstigend.
Neal Stephenson:
Volles Rohr
Goldmann Verlag
Taschenbuch, ca. 300 Seiten, 6,40 ECU*
Goldmann Taschenbuch 05179
* Ecu: HFL/DM = ECU x2, BEF = ECU x 40, öS:
x15,6, sfr: x1,8