Früher war halt alles noch besser - na ja ... Jedem das seine, kann ich da nur sagen. So faszinierend das Leben auf einer richtigen Ranch in Amerika auch erscheinen mag, die Realität sieht doch wohl etwas anders aus.
Zumindest, wenn man in einem so kleinen Kaff in Kansas wohnt wie Mrs. Judd, Agnes T. Ritter, Mrs. Ritter, Queenie Bean und die anderen - eine eingeschworene Clique von Farmersfrauen höchst unterschiedlichen Alters in den dreißiger Jahren. Sie alle hängen letztendlich an den traditionellen ländlichen Werten wie "Kinder großziehen", "einen ordentlichen Haushalt führen", "das Vieh versorgen" und so weiter. Frauen eben, die noch "ihren Platz" in der Gesellschaft kennen.
Da kommt die Großstadtpflanze Rita ganz schön ins Staunen, als sie in dieses ländlich-sittliche Idyll einheiratet. Allerdings weiß sie von vornherein, daß ihr Mann nicht auf Dauer auf der FamilienFarm bleiben wird.
Dennoch wird sie in den Schoß der Frauengemeinschaft aufgenommen. Sie hat einen der ihren geheiratet und gehört also dazu, da tut es auch nichts zur Sache, wenn sie lange nicht begreifen kann, daß es für die Frauen das höchste der Gefühle ist, für jede Gelegenheit eine Patchwork-Decke zu nähen. Zu welchem Behufe sie sich übrigens einmal in der Woche reihum treffen. Bei diesen Treffen wird übrigens nicht nur genäht und geplaudert, sondern auch das Geschick der kleinen Gemeinde mehr oder weniger behutsam gelenkt.
Der angehenden Journalistin Rita aber kommt es in ihrer quälenden Langeweile gerade recht, daß der seit Monaten verschwundene "Göttergatte" einer der Frauen - nebenbei gesagt, ein recht fieses Exemplar seiner Gattung - schon ziemlich vermodert in einer Ackerfurche gefunden wird, in die er sich offenbar nicht freiwillig und ohne fremde Hilfe begeben hat. Rita setzt alles daran, diesen Mordfall aufzuklären, wirbelt dabei jede Menge Staub auf und fällt im Laufe ihrer Ermittlungen von einer Überraschung in die nächste.
"Der Club der Patchwork-Frauen" ist ein witziger, origineller Krimi, der zusätzlich zur gelungenen Krimi-Story einen interessanten Einblick in das stockkonservative Leben der damaligen (und sicher vielenorts auch heutigen) amerikanischen Farmersfamilie gibt. Meiner Vorstellung vom Leben entspricht das ganz sicher nicht, aber der Roman trachtet auch gar nicht danach, eine Lebensweise als erstrebenswert aufzudrängen, und so kommt ein freundliches Portrait einer kleinen Welt heraus, das auch ausgemachten City-Slickers und engagierten Emanzen ein gewisses Interesse zu entlocken vermag.
(pk)