Michael Ende:
Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
(BRD/Österreich/Schweiz, 1989)
Also eines sollte gleich vorweg gesagt werden: Um den Titel zu schreiben, oder aussprechen zu können, sollte mensch tunlichst keinen Tropfen dieses oder irgendeines anderen Punsches getrunken haben. Auch zum Lesen ist ein klarer Kopf nicht die schlechteste Voraussetzung.
Was auf den ersten Blick wie ein Kinderbuch wirkt ist mal wieder ein echter Ende: sowohl mit einer gut lesbaren, spannenden, lustigen Geschichte für Kinder als auch einer ganzen Masse gesellschaftskritischer Anmerkungen ist dies ein Buch, daß mensch einfach gelsen haben muß.
In der das Buch tragenden Geschichte geht es um den Zauberer Beelzebub Irrwitzer. Der ist zwar ein begabter und erfolgreicher Zauberer, aber um seinen Lebensstandard zu halten, muß er die Bedingungen eines Abkommens erfüllen. Und das jedes Jahr aufs Neue. Erfüllt er die Bedingungen in einem Jahr nicht vollständig ... nun ja, schweigen wir davon.
In diesem Jahr hatte Irrwitzer allerdings einige Probleme, sein Soll an Bösem zu erfüllen, was nicht zuletzt an einer Katze liegt, die er für einen Spion der Guten hält. Bei dieser Pflichvergessenheit wundert es wohl wenig, daß dem Zauberer die Vollstreckung der Vertragsbedingungen unmißverständlich für Mitternacht am 31.12. angekündigt wird.
Und ausgerechnet in der Sylvesternacht, als er verzweifelt versucht, in nur einer Nacht seine "Rückstände" aufzuarbeiten, taucht seine Tante Tyrannja Vamperl auf. Die ist eine ziemliche Schreckschraube und Irrwitzer war ganz froh, sie seit Jahren nicht mehr gesehen zu haben. Offensichtlich hat Tyrannia das gleiche Problem wie Irrwitzer - und eine Lösung gefunden. Zu dieser Lösung braucht sie aber etwas, das sich Besitz von Irrwitzer befindet ...
Ein Genuß, wie die beiden Schurken versuchen, sich gegenseitig aufs Kreuz zu legen. Spannend der Wettlauf der vier gegen die unerbittlich auf Mitternacht zurückende Zeit. Sagte ich vier, ach ja: Irrwitzers Kater hatte ich ja schon erwähnt. Ihm zur Seite gesellt sich Tyrannjas Rabe. Nur noch soviel sei gesagt: diese beiden versuchen der guten Seite zum Sieg zu verhelfen - und sie kommen teilweise ebensogut miteinander aus wie der Zauberer und seine Tante. Die Situationskomik, die sich aus diesem Handlungsaufbau ergibt, ist aber erst die Hälfte des Lesespaßes, den dieses Buch bietet.
Das Buch läßt in 52 kurzen Kapiteln die Uhr Stück für Stück der Mitternachtsstunde entgegen ticken. Und während Zauberer, Tante, Rabe, Katze und einige andere den Kampf aller Kämpfe um das Wohl oder Wehe dieser, unserer Welt kämpfen, erfährt der Leser zwischen den Zeilen, was Michael Ende von dem Zustand hält, in den wir diese unsere Welt gebracht haben und wer daran seiner Ansicht nach schuld ist. (Und das ist nicht Oskar Lafontaine!) Wer Spaß an Doppeldeutigkeiten und Sprachspielereien hat, wird in diesem Buch auf seine (oder ihre) Kosten kommen. Achten sollte der geneigte Leser in jedem Fall auf die Elementargeister und dabei ganz besonders auf das Büchernörgele. (Auf keinen Fall erst das Ende angucken!) Dem Schreiber dieser Zeilen (und wahrscheinlich auch dem Autoren und Zeichner des Buches) hat diese Figur ausgesprochen diebischen Spaß bereitet.
Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: ein Buch, das große und kleine Leser unbedingt gelesen haben sollten, es ist einfach satanarchäolog, äh also ... äh ... gut!
Michael Ende:
Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Heyne Taschenbuch
ca. 230 Seiten
je 7,45 ECU
ISBN 3-453-13762-0
* Ecu: HFL/DM = ECU x2, BEF = ECU x 40, öS:
x15,6, sfr: x1,8