Fabian Lenk:
Mitgefangen, Mitgehangen
(Februar 1998)
Zumindest ich kann es dem Blick-Redakteur Frank Bachmann voll nachfühlen:
Wenn man als Kind zur jubelnden Betrachtung von Faschingszügen
zwangsrekrutiert wird und dann noch nicht mal die Bonbons, mit denen man
beworfen wird, etwas taugen, dann kann man dem Fasching einfach nichts
abgewinnen. Es erfordert schon den ganzen Menschen, mit einem solchen
Handicap auf dem Redaktionsfaschingsball Haltung zu bewahren: Die Stimmung
auf ist aufgesetzt, die Kostüme sind abgeschmackt, bis auf diese Litfaßsäule
da. Eine Litfaßsäule ... mit Handschuhen ... merkwürdig, sehr merkwürdig!
Und dann spielt die Litfaßsäule auch noch ein seltsames Wortbastelspiel mit
ihm. Als Frank das Wort zusammensetzt, läuft es ihm eiskalt über den Rücken:
M-O-R-D! Mord in Ramsberg, gibt ihm die Litfaßsäule zu verstehen. Und das
Allerschaurigste: Am nächsten Tag erfährt er über die gut funktionierenden
Kanäle eines Boulevardblatt-Polizeireporters - denn das ist Frank Bachmann
-, daß es tatsächlich einen Mord in Ramstein gegeben hat.
Dieser Mord, der nur der erste einer ganzen Serie ist, macht Frank zum
Detektiv wider Willen. Seine Begegnung mit der Litfaßsäule läßt ihn ahnen,
daß hinter diesen Morden mehr steckt, als auf den ersten Blick zu sehen ist,
und so macht er sich an seine eigenen Ermittlungen. Aber damit sitzt er auch
schnell zwischen mehreren Stühlen: Auf der einen Seite treibt ihn sein
"Auftrag" und sein Gewissen dazu, die Wahrheit herauszufinden, auf
der anderen Seite muß er seinen Job erledigen und auflagensteigernde
Schlagzeilen bringen - und dies in harter Konkurrenz zu dem skrupellosen
TV-Reporter Fred Wolter - und auf der dritten Seite will er den geistig
zurückgebliebenen Toni Brag und dessen Vater schützen, die beide von Wolter
bös auf den Kieker genommen werden. Und dann funkt noch der frustrierte
Polizist dazwischen, dem das erste Mordopfer kurz vor seinem Ableben unter
äußerst kompromittierenden Umständen seinen Dienstausweis abgenommen hat.
In idyllischen Ramstein am Großen Brombachsee geht also ganz schön die Post
ab. Frank Bachmann hat alle Hände voll zu tun, bis er die bizarren Morde,
die anscheinend mit einem sehr dunklen Fleck in Ramsteins jüngerer
Vergangenheit zu tun haben, aufklären und seinem Ruf als Spitzenreporter
gerecht werden kann. Und das, obwohl die Ganz Große Schlagzeile ... aber
nein, das will ich nun nicht verraten.
"Mitgefangen, mitgehangen" ist der dritte Krimi um den
Polizeireporter Frank Bachmann, der es bei allen Zwängen, die die Arbeit bei
einem Boulevardblatt mit seiner Sucht nach Sensationen mit sich bringt,
"Mensch zu blaiben", auch wenn es ihm manchmal schwerfällt. Da der
Autor selbst Journalist ist, kennt er die ganze Arbeit in und um Zeitungs-
und TV-Redaktionen zur Genüge und kann so einen glaubwürdigen und
interessanten Hintergrund liefern, der den Lesespaß noch vergrößert.
pk
Fabian Lenk:
Mitgefangen, mitgehangen
grafit Taschenbuch
ca. 230 Seiten
8,40 ECU
ISBN 3-89425-209-X
* Ecu: HFL/DM = ECU x2, BEF = ECU x 40, öS:
x15,6, sfr: x1,8