Thomas Hauser:
Liebe Hannah
(Original: )
Nicht nur hier bei uns sorgt die Post dafür, daß man ständig Dinge zugestellt bekommt, die man gar nicht haben will: Drucksachen, Werbung, Rechnungen... Hannah kann da ein Lied von singen. Was um alles in der Welt soll sie mit verwelkten Rosenstengeln anfangen, denen zum Überfluß noch die Blüte fehlt, und was hat es mit der Karte auf sich, die dabei liegt und auf der nur die Buchstaben DHHGDDVNK stehen? Zunächst zuckt sie die Achseln und wirft den ganzen Segen einfach weg. So was Blödes aber auch, was soll man damit.
Aber dann taucht ihr Mitstudent Kyle nach vielen vielen Jahren auf einmal wieder auf. Er belästigt sie mit Anrufen und mit seiner Gegenwart und versucht unentwegt, sie zu überreden, seine Liebe zu ihr zu erwidern. Dazu kann Hannah sich aber nicht durchringen. Sie hält Kyle für verrückt und fühlt sich verfolgt. Schließlich kommt sie auch noch auf den Gedanken, daß die Rosen irgendetwas mit den mysteriösen Morden in Manhattan zu tun haben könnten. Sie wird nervös, aber gottseidank steht ihr langjähriger Bekannter Fergy ihr zur Seite.
Inspektor Marritt jedenfalls erfährt zunächst nichts von der Sache mit den Rosen. Entschuldbar, denn wenn es um einen offensichtlich geisteskranken Massenmörder geht, der scheinbar wahllos jungen Frauen mit einem einzigen gezielten Stich die Halsschlagader durchtrennt und sie damit auf direktem Wege vom Leben in den Tod befördert, dann ist man schon ausreichend beschäftigt. Als er dann letztendlich doch auf die Sache mit den Rosen stößt und die Spur verfolgt, ist es schon reichlich spät für Hannah...
"Liebe Hannah" ist ein ganz fieser Krimi, nicht übermäl3ig blutrünstig oder grausam, sondern gemein auf ganz subtile Weise. Wer genau liest, errät schon recht früh das Geheimnis um den verrückten Massenmörder. Der eigentliche Mittelpunkt aber ist Hannah, und die bangen Fragen "Was hat sie mit den Morden zu tun? Kommt sie davon?" bleiben bis zum letzten Satzzeichen unbeantwortet. Und selbst wenn man das Buch nach vollendeter Lektüre zugeklappt hat, wird man noch einige Zeit dasitzen und mit Wenns und Abers jonglieren.
Ein Krimi also für ausgeprägte Masochisten und solche, die's gern pfiffig haben. Standard ist hier nicht gefragt. Und den ganz Schlauen sei's von vornherein gesagt: Gärtner oder Butler kommen nicht drin vor.
Thomas Hauser:
Liebe Hannah
216 Seiten, 3.90 ECU
Knaur Taschenbuch
* Ecu: HFL/DM = ECU x2, BEF = ECU x 40, öS:
x15,6, sfr: x1,8