Peter Mayle:
Das Leben ist nicht fair - Erkenntnisse eines provenzalischen Hundes
(Juli 1997; Original: A dog's Life, USA, 1994)
Die zweibeinige Bücherbar-Redaktion hat zwar gejubelt vor Begeisterung, als sie dieses Buch gelesen hat, aber richtig beurteilen kann es wohl nur einer, nämlich ich, der Redaktionshund. Schließlich ist dies ein Buch von Hund zu Hund sozusagen, und außerdem kann niemand besser beurteilen, daß Boy den absoluten Durchblick hat, als eben ein anderer Hund.
Geschrieben wurde das Werk, als Boy schon einen beachtlichen Ruf als Hunde-Fotomodell erlangt hatte. Es schildert seinen Werdegang und spart weder mit komischen Episoden noch mit wertvollen Tips für seine Kollegen.
Menschen würden von einem der ihren sagen, er habe es vom Tellerwäscher zum Millionär gebracht. Boy , der wie schon gesagt, seinen (ersten?) Höhepunkt als Medienstar fand, begann seinen Werdegang als armseliger Hinterhofhund. Nach einer mehr als kargen Kindheit erfuhr er eine kurze Ausbildung zum Jagdhund - zum Kläffen komisch die Karikatur eines Kneipenwirtes und Hobbyjägers, die den armen Junghund allerdings mittels eines fiesen Tricks ganz einfach mitten in der Wildnis aussetzte. Vom Regen in die Traufe gekommen schlägt sich Jung-Boy als Tramp durch die Gegend. Bis sich eines Tages der Traum aller einsamen Hunde für ihn erfüllt: Aus einem Auto steigt eine Frau und nimmt ihn mit zu sich nach Hause.
Da der Haushalt von Madame und der anderen Hälfte ein sehr gastfreundlicher ist, wird Boy schnell zu einem weltgewandten Hund. Wir erfahren, welche Spiele er entwickelt hat, um sich garantiert wenigstens einen zweibeinigen Mitspieler zu erzwingen. Wir lesen neidvoll, wie er es fertigbringt, am Geruch des jeweiligen Besuchers seine Nationalität zu erkennen (wer von uns hat schon Gelegenheit, so etwas trainieren zu können ...). Und wir lernen allerlei über kulinarische Höhepunkte und darüber, warum eine Weinprobe ein gesellschaftliches Ereignis ist, das sich kein Hund entgehen lassen darf.
Auch an handfesten Abenteuern fehlt es nicht, Zum Beispiel das mit dem roten Kater in der Garage und dem Rachefeldzug von dessen Besitzerin, die Sache mit dem echauffierten Hund und der anschließenden Schulstunde, die Schote mit den Welpen, die man ihm unterschieben wollte, und die Sache mit der überkandidelten Künstlerin. Alles Geschichten, die einen jeden Hund vor Spannung schier zerreißen und die deutlich zeigen, daß Boy ein grundlegendes philosophisches Problem gelöst hat: die spinnen, die Menschen ...
Aus dieser fundamentalen Erkenntnis heraus entwickelt er ein funktionsfähiges Manipulationssystem, das er uns Mithunden bis ins Detail schildert. So haben wir neben dem Spaß auch den Profit.
(Daß die Zweibeiner diese Tips auch lesen können, macht nichts weiter aus, denn da sie narrensicher sind - die Tips -, funktionieren sie auf jeden Fall.)
(pk)