Der Werbetext auf der Rückseite des Buches läßt vermuten, daß es sich um ein Werk für ultimative Computerfreaks handelt, für Leute, die - anders als Ihr und ich - total up to date sind im "Cyber-Milieu", wie es so nett heißt. Na ja, man sollte halt auch in so was mal reingucken, dachte ich.
Und dann die Überraschung: kein abgehobenes Techno- und Neue-Medien-Geschwafel, kein Fachchinesisch, sondern einfach ein Krimi. Und ein spannender noch dazu. Das bißchen Insiderwissen, das notwendig ist, um dem Geschehen zu folgen, wird dem Leser tatsächlich erklärt - wenn auch nicht immer gleich und sofort, manchmal dauert's schon ein paar Seiten, bis ein passender Zusammenhang auftaucht, in dem eine Erklärung nicht herablassend oder schulmeisterlich wirkt.
Jim, seines Zeichens Chefredakteur bei einer Computerzeitschrift, sehr karriereorientiert, immer ordentlich gekleidet, steif bis zum Abwinken, mit einer passenden Verlobten (Top-Marketing für Anzeigen) behaftet, kurz, ein Yuppie-Spießer, wie er im Buche steht. Kat ist ein eher schräger Vogel. Besessen von ihrem Ziel, in der Multimedia-Szene als Mitarbeiterin einer totalen Hip-Zeitschrift für eine total hippe Randgruppe die absolut hippe Karriere zu machen, läßt sie sich als - selbstverständlich umsonst arbeitende - Praktikantin in hippen Möchtegern-Verlagen verschleißen.
Der einzige Berührungspunkt zwischen zwischen Jim und Kat ist der ultracoole, total hippe Autor, den beide kennenlernen wollen, wenn auch aus ganz verschiedenen Gründen. Jims Bemühungen, diesen Autor endlich zu fassen zu kriegen, laufen ziemlich aus dem Ruder, und so findet er sich zu schlechter Letzt mit einem Kometenschweif von unerwünschten Besuchern in seiner Wohnung wieder - darunter eben auch Kat. Und diese Kat hat nichts besseres zu tun, als sich heimlich an Jims Computer zu schaffen zu machen.
Dabei findet sie ein Internet-Spiel, das auf den Namen C@sino online hört. Sie verzockt mal eben schnell 200.000 Dollar, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, daß dieses Spiel vielleicht gar kein Spiel sein könnte, sondern bitterer Ernst. Und richtig: Dieses Online-Casino wird von ein paar ganz fiesen Möppen betrieben, die sofort herbeigeeilt kommen, um ihr Geld zu kassieren. Kat, die damit erfolgreich Jims Leben mit einem Handstreich - oder besser Mausklick - ruiniert hat, gelingt es nicht, sich aus der Verantwortung zu stehlen, und so muß sie an Jims Seite im wahrsten Sinne des Wortes um ihr Leben rennen.
Dieser in bester Krimimanier geschriebene Roman hat eine originelle Story mit einem nicht ganz standardgerechten Ausgang und reichlich komischen Elementen. Vor allem die Mißverständnisse zwischen Kat und Jim, die in zwei völlig verschiedenen Welten leben, machen den Roman lesenswert.
(pk)