Robert Carter:
Der Bestseller
(Final Edit, USA, 1994)
Nach dem mehrbändigen Ausflug in die Welt der Fantasy geht es jetzt wieder auf den harten Boden der Realität - zumindest der im Kriminalroman.
Jeder Krimi braucht etwas nicht ganz Unwichtiges zum Erfolg; es reicht nicht, daß er geschrieben wurde. Damit er gelesen werden kann, muß er erst einmal einen Verleger finden. Und der Krimi-Verleger in New York (zumindest in diesem Kriminalroman) ist Nick (Nicholas) Barlow.
Nun haben es nette Menschen, wie Nick Barlow nicht immer nur mit netten Menschen zu tun, sondern recht häufig mit weniger netten. Und ab und an auch mit regelrechten Ekelpaketen. Ein solches Ekelpaket ist Parker Foxcroft, seines Lesezeichens Lektor im Hause Barlow, ein ziemlich erfolgreicher, aber nichtsdestoweniger unangehmer Zeitgenosse - allem weiblichen hold, Autoren und Literaten gegenüber aber eher unhold.
So wundert es nicht weiter, als für beschriebenen Parker Foxcroft ein ebenso plötzliches wie unnatürliches vorzeitiges (?) Ende gefunden wird.
Dumm an der Sache ist nur, daß Nick Barlow den Abgelebten findet und noch dümmer, daß er kurz zuvor eine harsche Auseinandersetzung mit diesem, seinem Lektor hatte. Klar, daß die im Übermaß mit Phantasie ausgestattete New Yorker Polizei schnell einen Hauptverdächtigen hat: eben, genau den.
Glücklicherweise erhält Nick im Laufe seiner privaten Nachforschungen, die er zusammen mit seinem Bruder Tim und einem Bestseller-Autor einen möglicherweise wichtigen Hinweis. Vielleicht kann da ja der Bestseller-Autor helfen, der für Nick einen Kriminalroman schreiben will, vorausgesetzt, Nick läßt ihn sich zum Zwecke der "Anschauung aus erstem Auge" im Verlag herumtreiben.
Trotz der zwei Morde ist dies ein Kriminal-Roman der alten Schule. Es kommt hier also weniger auf den roten Saft (nebst heraushängenden und zerplatzenden Gedärmen, Gehirnen und sonstigen Innereien - heute scheinbar notwendig für "Spannung") als auf die kleinen grauen Zellen an.
Der Roman ist gut geschrieben und gut übersetzt, es macht Spaß, ihn zu lesen. Die Spannung kommt nicht zu kurz und der Leser hat durchaus eine Chance, den Täter vor dem Romanende zu entlarven - was bei einigen Romanen, beispielsweise von P.D. James, nicht unbedingt der Fall ist.
Wer gute, spannende Krimis mag, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.
Robert Carter:
Der Bestseller
Diogenes Hardcover
ca. 320 Seiten
je 8,45 ECU
ISBN 3-257-06147-1
* Ecu: HFL/DM = ECU x2, BEF = ECU x 40, öS:
x15,6, sfr: x1,8