Juli 2014 |
Autor/Herausgeber/Reihe:
Yves Ravey:
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Titel: Ein Freund des Hauses |
2.
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Originaltitel:
Un notaire peu ordinaire
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Erscheinungsland
Original: F |
Erscheinungsjahr
Original: 2013 |
Im Februar 2012 haben wir an dieser Stelle den ersten in deutscher Sprache erschienen Roman von Yves Ravey vor- gestellt: Bruderliebe. Das 2010 im Original erschienene Buch war bei weitem nicht sein erstes Buch und auch das 2004 mit dem Prix Marcel-Aymé ausgezeichnete "La Trap" (2002) bleibt den deutschsprachigen Lesern bislang vor- enthalten. Aber immerhin erscheint jetzt endlich bei Kunst- mann der Nachfolge-Roman von Bruderliebe. Bleibt zu hoffen, daß auch weitere Romane irgendwann einmal bei Kunstmann in deutscher Sprache erscheinen werden.
Als ihr Cousin Freddy aus dem Gefängnis entlassen wird, weigert sich Madame Rebernak, ihn aufzunehmen. Mag sein, daß sie die einzige Verwandte ist, doch die resolute Witwe weiß wie jeder in der kleinen Provinzstadt, daß Freddy damals ein kleines Mädchen mißbraucht hat. Wie kann sie ihn in Schach halten, wie ihre Tochter Clémence vor ihm schützen?
Denn Freddy hat seine Strafe verbüßt und kann sich überall frei bewegen, und auch das junge Mädchen entzieht sich ihrer Konrolle. So ist Mme Rebernak ganz auf ihre eigene Wachsamkeit gestellt, will sie ein neues Verbrechen ver- hindern.
Ihr einziger Trost ist, daß Clémence mit dem Sohn des Notars befreundet ist, der zu den Honoratioren des Ortes zählt und sich so nett um die Familie kümmert. Aus Dank- barkeit hat sie ihm erst kürzlich das Jagdgewehr ihres verstorbenen Mannes überlassen.
Sonderbar nur, daß der Notar das junge Mädchen neuer- dings gern selbst in seinem Sportwagen heimbringt ...
Aus dem Französischen übersetzt von Angela Wicharz-Lindner.
Deutsche Erstausgabe |
Vom gleichen Autoren ist im Februar 2012 bei Kunstmann bereits erschienen: Bruderliebe
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Direkt beim Verlag bestellen:
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Kunstmann Buch ca. 90 Seiten ISBN 3-88897-969-2 |
Preis: 14,95 tEuro (D) 15,40 tEuro (A) 22,90 sFr (CH) |
Beim onlineshop:
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Unsere Meinung: Dieses Buch hat uns ganz gut gefallen, aber an das erste bei Kunstmann erschienene Buch des Autoren, Bruderliebe, kommt es bei weitem nicht heran. Obwohl manches in der Reaktion der Mutter arg überzeichnet erscheint, hätten wohl die meisten Mütter auch alles daran gesetzt, den wegen Vergewaltigung verurteilten Heimkehrer von den eigenen Tochter fernzuhalten. Dem Leser kommen allerdings nach und nach immer mehr Zweifel an der ursprünglichen Schuld des Cousins. Auch manche "hilfreiche" Einflüsterungen von gutmeinenden Mitmenschen schmecken doch ein wenig zu sehr nach Eigennutz. Doch wenn nicht er, wer dann? Läuft dann ein Vergwaltiger noch frei herum und kann ungehindert neue Verbrechen begehen? Das Buch ist zwar spannend geschrieben und gut zu lesen, macht die Gefahren der Augenklappen-Sicht von Vorurteilen deutlich, aber die Auflösung ist doch recht früh deutlich - was allerdings auch daran liegen kann, daß der Verlag den Leser schon mit dem Klappentext in eine bestimmte Richtung drängt. Das Ende des Buches jedenfalls ist eine endgültige Schadensbgerenzung - auch wenn fraglich ist, ob es eine ratsame ist. Alles in allem ein kleines Buch, daß schnell gelesen ist, zum Nachdenken anregt und eine Zeitlang mäßige Spannung erzeugt. Nicht schlecht, aber auch nichts wirklich Außergewöhnliches. |