Dezember 2018 |
Autor/Herausgeber/Reihe:
Jürgen Jankofsky: |
Titel: Dezember-CrashEine Geschichte |
6.
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Originaltitel:
Originaltitel |
Erscheinungsland
Original: D |
Erscheinungsjahr
Original: 2019
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Dezember-Crash setzt laut Verlag die AnnaReihe von Jürgen Jankofsky mit veränderten Mitteln fort.
Das Buch bildet zugleich den Abschluß einer Jugendbuch-Trilogie, die über einen größeren Zeitraum entstandenen ist und zu der noch Ein Montag im Oktober (1984) und Novembertau (1999) gehören. (Beide Bände sollen ebenfalls in Kürze bei mdv neu aufgelegt werden, genaue Erscheinungstermine sind uns noch nicht bekannt.)
Um Toleranz und Gerechtigkeit geht es und wie man es in Angriff nimmt, sich auf die Suche nach Verbündeten macht und es womöglich sogar schafft, daß die Welt eine bessere wird ....
Originalausgabe |
Paperback
Bisher sind in dieser Jugendbuch-Trilogie erschienen:
- Ein Montag im Oktober (1984)
- Novembertau (1999)
Aktualisierung Dezember 2019
Die Neuausgabe der ersten beiden Bücher
Ein Montag im Oktober und Novembertau
soll voraussichtlich im März 2020 als Taschenbuch-Sammelband bei mdv erscheinen.
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mitteldeutscher verlag Paperback, ca. 80 Seiten ISBN 3-96311-171-2 Preis: 10,00 € (D) – 13,40 € (A) 21,90 SFr (CH)
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Unsere Meinung: Die beiden ersten Bücher dieser Reihe haben wir bisher nicht gelesen, können zur Vorgeschichte also leider nichts sagen. Allerdings gehört zu den bisher erschienen Büchern in dieser Reihe eigentlich auch noch das Buch Anna Hood, das wir vor einigen Monaten in den kidtips vorgestellt haben und das so etwas wie eine Fingerübung zu diesem Buch sein könnte. (Und es gibt in einem anderen Verlag eine Reihe von Kinder-Büchern, in der ebenfalls eine Anna jeweils mit einem Jungen aus einem anderen Land zusammengebracht wird.) Während Anna Hood mit seiner Heldin Anna (nennen wir sie mal Anna 1 zur Unterscheidung zur Anna 2 aus Dezember-Crash) und ihrem Freund Robin nur eine sehr kurze Geschichte in diversen Sprachen enthält, ist Dezember-Crash nur in deutscher Sprache, aber ein ausgewachsenes Buch. Nicht nur die Mitte sind etwas verändert, auch die Personen. Während Anna 1 (aus Anna Hood) ein deutsches Mädchen mit deutschen Eltern ist, treibt es der Autor in Dezember-Crash etwas weiter und läßt sie einen schwarzen Vater aus Ghana haben, was zu weiteren Problemen führt. Das erste Kapitel aus Anna Hood wird in diesem Buch übrigens auch recycled, sprich, es wird als Teil der Handlung von Anna 2 im Unterricht vorgelesen. Der Einstieg in beide Geschichten ist ungefähr gleich. In den Nachrichten sieht Anna einmal mehr Szenen über Flüchtlinge: kenternde Boote … und ein schwarzhäutiger Mann watet zu einem Strand mit Touristen unter Sonnenschirmen – und er trägt ein totes Kind in seinen Armen. Anna regt sich über die Ungerechtigkeit auf und beschließt, selbst etwas zu unternehmen. Denn wir wissen, es gibt nichts Gutes, es sei denn man tut es. Um Toleranz und Gerechtigkeit geht es, heißt es in der Vorschau, aber für uns stehen vor allem, die in unserer heutigen "das-Boot-ist-voll"-Geselschaft, in der angeblich für jeden gesorgt ist, wenn jeder nur an sich denkt, immer weiter grassierende Intoleranz und Ungerechtigkeit im Vordergrund. Eben diese Intoleranz, die in immer Ausgrenzung und teilweise auch blankem Haß gegen alles ausufert, das anders ist, bekommt auch Anna 2 zu spüren, die wegen ihrer Haarpracht und ihrer dunkleren Hautfarbe als Negerpüppi heruntergemacht wird. Man kann sich denken, was geschieht, wenn gerade sie mit der Robin Hood-Idee an ihre erzkonservative Schule kommt. Aber Anna und ihre Familie und Freunde geben nicht klein bei, was zu einer heftigen Eskalation von Rassismus und der "Verteidigung urdeutscher Werte" führt und natürlich hat ein Buch wie Anna Hood, das sich für streitbare Demokratie, Menschenund Kinderrechte einsetzt, "an deutschen Schulen nichts verloren". In einem deutschen Buch darf dagegen natürlich auch kein Rückblick in die Nazizeit fehlen, wozu der Autor eben Annas Ururgroßvater in die Erschießung eines Zwangsarbeiters verwickelt. Es ist ein spannendes Buch, das zeigt wie weit Intoleranz, Rassismus, Fremdenhaß und Nazi-Gedankengut wieder in der Gesellschaft vorgedrungen sind und daß es höchste Zeit ist, etwas dagegen zu setzen. Insofern ist dies ein wichtiges Buch, besonders für jüngere Leser, allerdings hatten wir manchmal den Eindruck, daß die Pferde mit dem Autoren durchgegangen sind und die Geschichte etwas aus dem Ruder läuft. An einigen Stellen schweift der Autor zudem weit ab und besonders bei den internationalen Teilnehmern ufert das Ganze doch zu sehr aus, da werden dann Kinder-Namen aus allen möglichen Sprachen aufgelistet und vieles wiederholt sich, was den Lesefluß ziemlich stört. Dieses Buch ist, wie viele gute Bücher, eine Mischung aus Erfundenem und real existierenden Teilen. Der Namensgeber von Annas Vater, der "erste bekannte Philosoph und Rechtswissenschaftler afrikanischer Herkunft in Deutschland" beispielsweise hat wirklich existiert und seinerzeit Deutschland wegen des grassierenden Rassismus verlassen müssen. Die Universität Halle-Wittenberg setzte ihm übrigens 1965 ein Denkmal und vergibt seit 1994 den Anton-Wilhelm-Amo-Preis für besondere wissenschaftliche Arbeiten an Studenten und Graduierte. (Ob das Denkmal in unseren Tagen noch durchgesetzt werden könnte, muß leider arg bezweifelt werden.) Insgesamt ist dies ein ziemlich emotionales wie politisches Buch (unpolitisch sein heißt politisch sein, ohne es zu merken, sagte schon Rosa Luxemburg), das wie Willy Brandt seinerzeit dazu anregt, wieder mehr Demokratie zu wagen, der Intoleranz und dem Ausgrenzen ein Ende zu machen und für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Die im Buch aufgezeigten Lösungen werden nicht unbedingt überzeugen und auch nicht jedermanns Sache sein, aber das sollte niemanden daran hindern, eigene Ideen und Aktionen zu entwickeln, denn nur eine lebendige, wehrhafte Demokratie bleibt eine Demokratie und vor allem eine menschliche Gesellschaft. Was das genau bedeutet (und wie es nicht aussehen sollte), können besonders die jungen Menschen in diesem Buch nachlesen. Aber auch außerhalb der Bücher gibt es inzwischen einige Anna Hood-Gangs die sich für mehr Gerechtigkeit in der Welt einsetzen. Mehr zu den Gangs und den Aktionen ist auf der Anna Hood-Webseite des Autoren, www.anna-hood.de, zu finden. |