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Vor knapp einem Jahr haben wir mit Dämonenhunger das erste Buch von Timothy Carter in den Kidtips vorgestellt. (Wer es noch immer nicht gelesen hat, findet unseren Tip indem er oder sie auf den Buchtitel klickt.) In diesem Monat erscheint bei Knaur endlich Lese-Nachschub für alle Carter-Fans. Und auch in diesem Buch spielen Dämonen eine gewisse klitzekleine Rolle. (Damit ver- bleiben noch zwei Carter-Bücher, die vor Dämonenhunger er- schienen sind, und die hoffentlich auch noch in deutscher Sprache erscheinen werden.)
Stuart Bradley weiß, daß es viele Gründe gibt, warum er für die Leute in seiner kleinen, konservativen Heimatstadt nicht der ideale Schwiegersohn ist: Er lebt offen homosexuell, kann sein Mundwerk auch in der Kirche nicht wirklich geschlossen halten, legt ganz gerne mal die Hände in den Schoß ... und er beschwört in seiner Freizeit einen Dämonen - das Übliche eben.
Doch wenig später muß Stuart erkennen, daß um ihn herum etwas verdammt Unübliches vorgeht. Alles beginnt damit daß ihn sein kleiner Bruder mit sich selbst beschäftigt unter der Dusche erwischt und Onanie plötzlich das Thema des (Sonn-)Tages ist. Kurz darauf startet ein aufgebrachter Mob eine Hexen-Jagd auf jeden Teen- ager, der sich aller möglichen Sünden wie dem Anschauen von Musikvideos oder dem Tragen von Kleidung, die "Beulen" er- kennen läßt, schuldig macht. Wird er oder sie bei derartigen Sün- den erwischt, wird der Teenager von den eigenen Eltern gna- denlos aus dem Haus geworfen und bald schwebt darauf (nicht nur) Stuart in höchster Gefahr.
Allerdings ist er nicht auf sich gestellt. Ihm zur Seite stehen der progressive Priester des Ortes und sein persönlicher Wahr-Sager Fon Pyre - seines Zeichens Dämon und nicht wirklich freiwillig dabei. Aber glücklicherweise hat Stuart ihn mit Hilfe eines Zauber- spruches unter Kontrolle. (Naja, man weiß ja wie das mit Dschinns, Lampengeistern und ähnlichen Wesen und ihrer "Kontrolle" ist ...)
Stuart weiß dank "seines" Dämonen, daß hinter dem Aufruhr ein gefallener Engel steckt. Gefallen, weil er sich fanatisch und ohne Rücksicht auf die Bestrafung von Menschen stürzt, die sich einer bestimmten Sache hingeben, die er als die schlimmste Sünde an- sieht. Solche Engel werden des Himmels verwiesen und treiben dann ihr Unwesen in Menschengestalt. Dumm nur, daß sie dabei ihre speziellen englischen Kräfte nicht verlieren. Für den Engel, der sich auf Stuarts Stadt gestürzt hat, ist sich einer bestimmten harmlosen Handarbeit hinzugeben eine hart zu bestrafende Tod- sünde (was Stuarts wichtige Körperteile in ernste Gefahr bringt).
Noch dummer ist, ...
daß Stuart diesem speziellen Engel schon sehr bald und ebenso unerwartet wie unausweichlich sehr viel näher kommt, als ihm angenehm ist,
daß es nicht nur einen gefallen Engel gibt (und jeder davon seine "persönliche" schlimmste Sünde hat gegen die er seine gleichermaßen enthirnten wie enthemmten Anhänger Amok laufen läßt) und
... daß der von ihnen erzeugte Haß wiederum die Dämonen auf den Plan ruft.
Wenn Stuart und sein Team die bösen Engel auf ihren Kreuzzügen gegen alles und Jeden nicht stoppen, wird eine durch bestimmte Tätigkeiten hervorgerufene Blindheit für die Bewohner seiner Stadt die geringste ihrer Sorgen sein. Zunächst aber heißt es für Stuart & Co. dem Engel und seinen Handlangern zu entkommen - und das ist gar nicht so einfach ...
Jugendbuch, vom Verlag empfohlen für Leser ab 12 Jahren
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Nicole Friedrich
Knaur Taschenbuch, ca. 270 Seiten ISBN 3-426-50698-X
Wie sein Vorgänger Dämonenhunger gut und mit viel Witz geschrieben, wirkt allerdings gegen Ende doch etwas bemüht und das ständige Wiederholen des Kernthemas oft etwas überstrapaziert. Wiederum eigen- willig und mit diversen Seitenhieben auf unsere real existierende Welt samt engstirnigen Sektierern, Mitläufern, Nachbetern und sonstigen Fanatikern, die anderen das Leben schwer machen indem sie allen ihre Art (nicht) zu leben aufzwingen wollen. (Aber auch "Lichtgestalten" wie den progressiven Pfarrer, der als einer der wenigen der Gehirnwäsche und dem blindwütigen Amoklauf widersteht.) Und natürlich darf man den Dämonen nicht vergessen, der ... aber das wird hier nicht verraten. Nebenbei lernt der Leser vom Priester des Ortes einiges über das selektive Zitieren und das zielgerichtete Verdrehen von Bibelinhalten, das die erzkonservativen sogenannten Christen zur Methode der Qual erwählt haben um so ihre menschenver- achtenden und unsinnigen Feldzüge gegen die angeblich durch die Bibel definierten "Sünden" zu beweisen. (Wenn man allerdings die Original-Geschichten liest und nicht die Readers Digest Sonntags- schulen-Version, kommt etwas ganz anderes heraus und erweist sich die vorpuritanische Bibel ursprünglich als guter Knigge für ein zivilisiertes Zusammenleben in gegenseitiger Achtung.) Die Geschichte des Onan beispielsweise, die im Zentrum dieses Romans steht, zeigt, daß in Wirklichkeit die Banker, Manager und Spekulanten die wirklich sündigen Onanisten sind und welche Sünde Onan tatsächlich begangen hat. (Kleiner Tip: Es hat nichts Händen und Schoß zu tun.) Die Kapitelschmuckseiten sind in diesem Buch weniger einfallsreich als beim ersten Buch und obwohl im ganzen Buch Platz für jede weiße Seiten ist, wirken die letzten Seiten plötzlich eher zusammengepreßt und ist auf der letzten Seite, die dem Leser nicht wirklich das "hier ist das Buch ordentlich zu Ende"-Gefühl gibt, weder Platz für das Wörtchen Ende noch eine Seitenzahl, der gedrängte Text endet einfach unten auf der letzten Buchseite, was den Leser zweifeln läßt, ob das wirklich das Ende war, oder ob analog zum Prolog, den dieses Buch hat, hier nicht noch ein Epilog hätte folgen sollen. Auch die Übersetzung läßt zu wünschen übrig (Stichwort must=muß, worauf selbst Englisch-Anfänger schon nicht mehr reinfallen sollten). Also insgesamt zwar nicht ganz so gut wie Dämonenhunger aber immer noch äußerst lesenswert und wieder eines jener Bücher, die man ungerne aus der Hand legt, bevor man die letzte Seite gelesen hat (und auch dann nur sehr unwillig.) Wir freuen uns schon auf das nächste Buch von Timothy Carter und hoffen nur, daß uns Knaur nicht wieder ein ganzes Jahr darauf warten läßt. ;-)
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