Kriminalgeschichten, speziell gute, müssen - was in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten ist - nicht immer eng- lischer oder amerikanischer Herkunft sein. Zur Abwechslung hier mal wieder ein französischer Vertreter dieser Gattung.
In einer nordfranzösischen Hafenstadt plant die örtliche Gau- nerbande den Überfall auf das Casino. Der Plan ist ebenso verrückt wie perfekt …
Vor der Kulisse von Meer, Nebel und Frachtschiffen geht es nun um nichts Geringeres, als das am Hafen gelegene Casino auszurauben.
Ob es wohl diesmal gelingen würde? Der große Coup. Das perfekte Verbrechen. Ein Raubüberfall ohne Blutvergießen und ohne eine Spur zu hinterlassen. Pierre, Andrei, Marin, das ist, was von "der Familie" übrig blieb, nachdem der "Onkel", Drahtzieher und Fixpunkt des kriminellen Clans, sich alters- schwach ins Jenseits verabschiedet hat.
Lucho, eine Knastbekanntschaft von Marin, soll helfen, den raf- finierten Plan umzusetzen. Von ihm stammt die Idee mit dem ferngesteuerten Heißluftballon. Und Marins Frau Jeanne, uner- reichbar und begehrenswert, spielt mit.
Eine Parodie der klassischen Gaunergeschichten um Loyalität, Verrat und Rache ...
Aus dem Französischen übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel
Als Hardcover leider vergriffen, Neuausgabe als Taschenbuch im Mai 2012: ISBN 3-8031-2684-3 9,90 tEuro (D) 10,20 tEuro (A) 15,90 SFr. (CH)
Wagenbach QuartBuch ca. 150
Seiten ISBN 3-8031-3221-5
Dies ist ein französisches Buch und wie französische Filme etwas eigenwillig. Man sollte zudem für dieses Buch etwas mehr Zeit einplanen, als es vom Umfang den Eindruck erweckt. Durch die verschachtelte Sprache mit diversen Einschüben in einem Satz, der schon auf den ersten Seiten eher den Eindruck eines Kriminalgedichts in Prosa (um ein wenig bei Charles Dickens zu stiebitzen) hinterläßt, kann man dieses Buch nicht "überfliegen" sondern sollte sich schon mit der nötigen Ruhe ans Werk machen. Das Buch selbst erzählt die Geschichte von Planung, Ausführung und Nachwirkungen eben jenes absolut perfekt Verbrechens und die seiner handelnden Personen. Was zuächst eher getragen beginnt, wird am Ende doch überraschend rasant und endet schon fast in einem Showdown amerikanischen Kalibers (obwohl es ein französisches Buch ist). Und auch beim Buch selbst haben wir den Eindruck, daß hier das absolut perfekte Verbrechen begangen wird, indem der Leser vorsätzlich in die Irre geführt wird. Präsentiert sich der Ich-Erzähler doch während des größten Teils der getragenen Erzählung als eher harmloser Kleinstadtganove mit mehr Schein als Sein, der nur mehr oder weniger gezwungenermaßen am Coup teilnimmt und eigentlich kein Wässerchen trüben kann. Doch das Ende Ende der Geschichte läßt den harmlosen Zeitgenossen dann in einem völlig anderen Licht erscheinen und man fragt sich, wieviel von dem, was man bis dahin gelesen hat, wirklich die Wahrheit war, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit ...
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