Im Aufzug eines Wohnhauses an der Piazza Vittorio in Rom wird ein junger Italiener mit dem Spitznamen Il Gladiatore, den alle Hausbewohner unsympathisch fanden, tot aufgefunden.
Amedeo (eigentlich Ahmed), den alle für einen Italiener halten und sympathisch finden, wird offiziell verdächtigt, der Mörder zu sein, weil er seither verschwunden ist.
Nun darf jeder Hausbewohner "die Wahrheit" aus seiner Sicht erzählen: ein Koch aus dem Iran, eine neapolitanische Hausmeisterin, ein holländischer Filmstudent, eine peruanische Altenpflegerin ...
(Sogar der abwesende Amedeo kommt zu Wort und kommentiert die Weltsicht seiner Mitbewohner.)
Ein Buch über Rom, über die italienische Gesellschaft, ihre Bürokratie und ihren Erfindungsreichtum, über kulturelle Vorurteile, Mißverständnisse und Freund- schaften.
Amara Lakhous wurde 1970 in Algier geboren und lebt seit 1995 in Rom. Dies ist sein zweiter Roman. Das Buch ist zuerst 2003 in arabischer Sprache in Algerien und im Libanon unter einem Titel erschienen, der ins Deutsche übertragen etwa lauten würde: "Wie man sich von der Wölfin säugen lassen kann, ohne von ihr gebissen zu werden". Die italienische Fassung, die der deutschen Ausgabe zugrunde liegt, wurde 2006 unter dem Titel "Scontro di civiltà per un ascensore a piazza Vittorio" herausgegeben.
Aus dem Italienischen übersetzt von Michaela Mersetzky
Deutsche Erstausgabe
WAT Wagenbach Taschenbuch ca. 150
Seiten ISBN 3-8031-2608-8
Kein normaler Roman, denn es gibt keine fortlaufende Handlung in Kapiteln, wie man sie üblicherweise gewohnt ist. Dafür wird in jedem Kapitel die Wahrheit erzählt - naja sagen wir die persönliche Wahrheit jedes "Zeugen" - und durch diese Wahrheiten erfährt der Leser so nach und nach, was überhaupt geschehen ist und wie die Personen dieser Geschichte zueinander stehen. In jeder Zeugenaussage fügt sich ein weiteres Puzzle-Teil, ein weiterer Aspekt, in das Gesamtbild ein. Relativiert werden die Aussagen der einzelnen Hausbewohner dann jeweils durch Kommentare in einer Art Tagebuch des Hauptverdächtigen (wenn auch vom Stil her etwas eigenwillig Auuuuuuuuu ...), die jedem Kapitel folgen. Aber keine Panik, am Ende gibt es dann die offizielle Wahrheit, die Zusammenfassung der Zeugenaussagen durch den ermittelnden Polizeibeamten. Nebenbei lernt man noch allerhand über die römische und italienische Gesellschaft, über Mentalitäten und Animositäten der einzelnen Regionen untereinander und Einwanderern gegenüber (und umgekehrt). Insgesamt eine spannende und gut zu lesende Schnitzeljagd durch die diversen Wahrheiten zur schlußendlichen Lösung des Falles. Absolut lesenswert und zweifelsfrei ein TiP!
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