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Das waren neue Seiten
August 2013
Autor/Herausgeber/Reihe:
Sunil Mann:
Titel:
Familienpoker
Vijay Kumar, Bd. 4:4
1.
Originaltitel:
Originalausgabe
Erscheinungsland
Original: DE
Erscheinungsjahr
Original: 2013
Ein Jahr hat es gedauert, aber jetzt endlich ist er da, der vierte Roman der Reihe um eine Woche im Leben des eigenwilligen schweizerischen Privatdetektivs Vijay Kumar nebst seinen Ver- wandten und Bekannten.
Detektivmäßig arbeitet er mal wieder für eine Versicherungs- gesellschaft, die Nachweise über die ungerechtfertigten An- sprüche eines prominenten Kunden erwartet. Leider kommen Vijay die von seinem Auftraggeber gewünschten photogra- fischen Beweise ebenso schnell wieder abhanden wie er sie geschossen hat ... nichtsdestodennoch werden selbige Fotos ihm im Laufe der Geschichte noch weiteren Ärger einbringen.
Allerdings zweifelt Vijay Kumar wieder einmal daran, daß sein Detektivbüro ausreicht eine Familie zu finanzieren, wenn er seine Freudin heiraten sollte. Folglich versucht er, sich eine Festanstellung zu suchen. Auf Vijay Kumar-Art. Nicht gerade zur Nachahmung empfohlen.
Diese Pläne werden dann sowieso durch ein junges Mädchen, das wenig später in seinem Büro aufkreuzt, durchkreuzt. Sie will Vijay unbedingt engangieren, um herauszufinden, wer ihre leib- lichen Eltern sind.
Schließlich gibt Kumar nach und ein neuer Fall beginnt und ent- wickelt sich zu einer gefährlichen Jagd von Madrid bis hinauf ins Berner Oberland.
Wieder deutlich besser als der zweite Roman mit Vijay Kumar, wieder sprachlich sehr gut und spannend geschrieben, kombiniert mit der nötigen Prise (teils leicht dunklen) Humors und diversen An- und Einsichten zum modernen, (nicht nur) schwizerischen Leben. Allerdings gibt es auch hier wieder zwei mehr oder weniger nervende Punkte. Aber fangen wir am Anfang an, oder am Ende, naja eigentlich ist es beides. Wir sind nicht sicher, ob es eine Persiflage oder ein Nachgeben gegenüber dem Massengeschmack ist, daß Bücher direkt mit Actionszenen ohne richtige Einleitung beginnen müssen. Wer lieber traditionell liest, kann den soge- nannten Prolog ruhig überspringen, denn dies ist eigentlich eine Szene, die aus dem letzten Kapitel des Buches stammt. (Zudem enthält der Prolog zumindest einen Fehler, in dem er von der Originalszene abweicht.) In diesem Buch laufen wieder zwei Kriminalfälle nebeneinander her (ja, der zweite Fall wird wieder aufgegriffen) und unser Held kommt bei beiden nicht ganz ungeschoren davon. Der Hauptfall ist wie oben beschrieben, der Auftrag eines Mädchens, seine echten Eltern zu finden. Nachdem Vijay dies erstmal als typische Teenagerphase recht ruppig ablehnt, ergeben sich beim späteren Zusammentreffen bei einem der Nebenberufe des Detektives Ansätze, die dem Ganzen doch mehr Glaubwürdigkeit geben und unser Held bricht (nebst Sidekick) nach Spanien auf. Daß es dort nicht so einfach und gefahrlos abläuft, wie sich Kumar das gedacht hat, und die christliche Nächstenliebe der katholischen Institutionen recht handgreiflich und tödlich sein kann, kommt wohl für den erfahrenen Leser nicht unerwartet. Neben den Krimihandlungen wird in dem Buch ein ernstes Thema aufgegriffen: Die Verbrechen von rechten Diktaturen unter Franco in Spanien (wie auch unter Pinochet), Kinder (auch neugeborene) von unliebsamen, teils bereits ermordeten, Regimegegnern oder -Kritikern zu entführen und regimetreuen Familien zur Aufzucht und Erziehung zu übergeben. In dieser braunen Brühe nach den echten Eltern seiner Klientin zu suchen, ist der wie immer spannend geschriebene Hauptteil des Buches. Daneben menschelt es natürlich wieder, denn auch seine neue Freundin, die indische Mutter und eine alte Freundin (oder war es doch ein Freund?) nebst neu gefun- dendener Tochter bringen weitere Verwicklungen in Kumars sowieso schon nicht gerade einfaches Leben und Unterhaltung für den Leser. Zwei Dinge haben uns allerdings diesmal gestört. Zwei nicht nur für den Leser offensichtliche Umstände werden von Detektiv und Tross völlig ingnoriert, wohl um die Konstruktion des Romanes nicht zu stören. Dennoch wäre es uns lieber gewesen, wenn man zum einen dem Leser keinen Bären aufgebunden, sondern der Spur wenigstens ansatzweise nachgegangen ware und zum zweiten den erfahrenen Detektiv und seine Reisebegleiter nicht so dämlich erscheinen zu lassen, nicht auf die Idee eines offensichtlich existierenden Peilsenders zu kommen. Von diesen beiden Schwachstellen abgesehen, war dies für uns wieder ein absolutes Lesevergnügen, das wir höchst ungern aus der Hand gelegt haben, bevor wir die letzte Seite erreicht hatten (und auch dann nicht wirklich). Neben dem Epilog, den man im Gegensatz zum Prolog lesen sollte, denn hier werden noch offene Fragen geklärt und lose Enden verknüpft, gibt es dann noch ein kurzes Glossar mit der "Übersetzung" schweizerischer und spanischer Ausdrücke, die für den deutschen Leser vielleicht unbekannt waren. Rundum für uns wieder ein gelunges Buch und wie der erste Roman ein TopTip.
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