Dezember 2023 |
Autor/Herausgeber/Reihe:
Nasrin Siege:
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Titel: Die Piraten von Libertalia
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4.
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Originaltitel:
Originaltitel |
Erscheinungsland
Original: D |
Erscheinungsjahr
Original: 2009 |
Im Dezember erscheint im Verlag der Akademie der Abenteuer die zweite Nuausgabe des 2009 erstmals erschienenen Jugendbuchs Die Piraten von Libertalia (ursprünglich empfohlen für für Leser ab 12, jetzt ab 10 Jahren). Genau wie bei ihrem ersten Kinderbuch Sombo, das Mädchen vom Fluß hat die Autorin einige Zeit (von 2005 bis Ende 2007) in dem Land gelebt, in dem diese Geschichte spielt, und vor Ort für dieses Buch recherchiert. (Mehr dazu erzählt sie im Nachwort.) Im Gegensatz zur letzten Neuausgabe vom Februar 2022 finden wir das Titelbild diesmal wieder ansprechender und dem Inhalt angemessener.
"Wenn du groß bist, werde ich dir von Libertalia erzählen. Wo du geboren wurdest, wo wir alle frei, gleich und wie Brüder zusammengelebt haben …"
Auf Madagaskar versuchen die Piratenkapitäne Misson und Caraccioli gegen Ende des 17. Jahrhunderts – also lange vor der Französischen Revolution – ihren Traum von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu verwirklichen. Sie gründen eine freie Republik und nennen sie Libertalia.
Alle Menschen sollen hier gleiche Rechte haben, alle Entscheidungen gemeinsam getroffen werden.
Während sie ihren neuen Staat aufbauen, unternehmen die Piraten immer wieder Beutezüge auf dem Meer und überfallen Sklavenschiffe. Die Befreiten haben die Wahl, in ihre Heimat zurückzukehren oder sich Libertalia anzuschließen.
So wird eines Tages auch der junge Muro befreit, dessen afrikanisches Dorf von grausamen Sklavenjägern zerstört wurde. Durch seine Augen erlebt der Leser die ebenso aufregende wie kurze Geschichte der freien Republik Libertalia ...
Vom Verlag empfohlen für Leser ab 10 Jahren
Überarbeitete Neuausgabe des im Februar 2009 erstmals erschienenen und 2018 und 2022 neu aufgelegten Buches
Überabeitete Neuausgabe |
Broschiertes Buch / Paperback
Titelbild der Neuausgabe 2022:
Titelbild der Neuausgabe 2018:
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VAdA Paperback ca. 260 Seiten ISBN 978-3-98530-077-8 Preis: 14,99 € (D) – 15,50 € (A) ~ 20,00 SFr. (CH)
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Unsere Meinung (zur Neuausgabe von 2018): In diesem Buch erzählt Muro seine Lebensgeschichte, vom Leben als Kind im Dorf in Tansania, über seine Versklavung und Rettung durch Piraten (nur daß diese Piraten keine gewöhnlichen Piraten sind) zum Bürger und schließlich Parlamentsmitglied von Libertalia. Dabei erzählt er die Geschichte von der Zeit, als es Libertalia noch nicht bis es Libertalia nicht mehr gab. Noch nie von diesem Land gehört? Das ist nicht weiter verwunderlich, denn ob es diesen ersten Versuch einer Demokratie mit freien und gleichen Bürgern jemals gegegeben hat, oder ob es reine Erfindung ist, darüber streiten sich die Geister noch heute (ebenso wie über die wahre Identität des Autoren Captain Charles Johnson, der in seinem 1724 erschienenen Buch A General History of the Pyrates darüber geschrieben hat). Was aber niemanden davon abgehalten hat, 2008 in Antananarivo ein Piratenmuseum zu eröffnen, das seinerseits die Geschichte der Piraten auf Madagaskar erzählt, die dort einst die Piratenrepublik Libertalia geschaffen haben. Im Anhang beschreibt die Autorin übrigens, wie sie auf die Geschichte Libertalias (oder auch Libertatias) aufmerksam geworden ist und eigene Recherchen angestellt hat, und schließlich ihre eigene Version der Geschichte geschrieben hat. Durch die Augen und Gedanken von Muro, der im Laufe der Geschichte älter und schließlich erwachsen wird, sich verliebt und heiratet, erleben die Leser mit, wie ein Traum Gestalt annimmt, weil es Menschen gibt, die ihre Ideale verfolgen und andere mitreissen können. Allerdings macht es der Schreibstil der Autorin nicht ganz einfach, den Einstieg in die Geschichte zu finden, da sie innerhalb eines Kapitels zwischen verschiedenen Zeiten im Leben Muros hin und her springt. Wann die jeweilige Episode angesiedelt ist, ist immer nur daran erkennbar, ob die jeweiligen Sätze in der Gegenwarts- oder Vergangenheitsform geschrieben sind. Das Buch ist in 39 meist recht kurze Kapitel (zwischen 3 und 10 Seiten) aufgeteilt, wobei die einzelnen Kapitel keine eigenen Überschriften haben, sondern nur durchnumeriert sind. Nach einer kurzen Einleitung in der relativen Gegenwart springt die Erzählung zurück zum Anfang von Muros Geschichte. Die Leser erleben mit, wie bei einem brutalen Überfall Muros Dorf zerstört und seine Familie entweder getötet oder versklavt wird - wie nach einem abenteuerlichen Befreiungsversuch auch er selbst. Die Leser begleiten seinen Leidensweg bis zum Sklavenmarkt und schließlich seiner Befreiung durch die Piraten unter Kapitän James Misson und einem italienischen Dominikaner-Priester namens Caraccioli. Die Piraten, die Munro uns seine Leidensgenossen befreit haben, stellen zu seiner Verwunderung (und seiner nicht geringen Empörung) die Sklavenhändler und ihre Mannschaft des gekaperten vor die Wahl, sich ihnen anzuschließen oder an Land abgesetzt zu werden. Die befreiten Sklaven, unter ihnen auch Muro, werden in die Piratengemeinschafz aufgenommen. Und jetzt endlich erfahren Muro und die Leser zum ersten Mal in dieser Geschichte von den Ideen Missions und Caracciolis und können miterleben, wie ein Traum Wirklichkeit wird - der Traum eines demokratischen Staates, einer internationalen Gemeinschaft, in der alle Menschen, egal welcher Abstammung, Religion und Hautfarbe, gleich sein sollen. Nachdem erst in Stein und Holz gebaut wird, folgen später die Regeln für ein Miteinander, es wird ein Parlament gewählt (wobei im Gegensatz zur Schweiz die Frauen von Beginn an das gleiche Wahlrecht haben), und Gesetzte für das innere Gerüst erarbeitet, die dem Grundgesetz in Deutschland ähnlich sehr ähnlich sind. Doch ist das, wie einige der einheimischen Bürger von Libertalia es sehen, nur ein schöner Traum, der zum Scheitern verurteilt ist? Schon bald zeigen sich erste Risse in den Idealen. Besonders das Streben sich (wie die EU) ohne Rücksicht auf gleiche Ideale und Werte immer weiter zu vergrößern (was in Libertalia meist durch die Aufnahme befreiter Sklaven und der Besatzung gekaperter Schiffe erreicht wird), führt zu Problemen. Die Leser erleben mit, wie Menschen, die nicht den Idealen folgen, Gewalt und Unfrieden in die Siedlung bringen. Zudem zeigt sich, daß die gewachsenen Feindschaften zwischen verschiedenen Volksstämmen doch nicht so einfach zu überwinden sind, wie es sich die Idealisten gedacht haben. Und schließlich bilden sich zwei Lager und statt des übernationalen Zusammenlebens teilen sich die Bewohner erneut in die alten Gruppen auf (Menschen aus den gleichen Ländern, der gleichen Sprache), was den Anfang vom Ende ankündigt. Die Leser müssen mit ansehen, wie die Gründer Libertalias den Kopf in den Sand stecken und sich selbst und ihren Idealen untreu werden. Sie lassen zu, daß Menschen gegen ihren Willen nach Libertalia gebracht und die Schwächeren unterdrückt werden. Hier zeigt sich, daß besonders eine wehrsame Demokratie darauf achten muß, ihre Grundwerte zu verteidigen, sie nicht der Gier nach Macht, Ruhm, Geld oder den Befriedungen persönlicher Bedürfnisse opfern oder sich erpressen lassen darf (wie es leider in unseren Tagen die EU gerade wieder beispielhaft vorexerziert). Trotz allem schaut der Erzähler 15 Seiten vor Ende des Buches wieder voller Zuverzicht in die Zukunft. Doch dann hat die Autorin auf den letzten Seiten noch einmal alles reingepackt, von Angriffen bis zu Naturkatastrophen, was Spannung bringen kann und das geplante Ende vorbereitet (und die Einwohnerzahl drastisch reduziert). Uns erschien das allerdings etwas übertrieben und zu konstruiert. Ebenso fanden wir einige der Entscheidungen, die die Autorin die Libertalier treffen läßt, doch überzogen leichtsinnig, wie etwa eine Masse Gefangener in den Stadtstaat zu bringen, was voraussehbar zu Problemen führen mußte und wofür es (außer dem geplanten Ende der Geschichte zu dienen) eigentlich keinen logischen Grund gab. Außerdem fällt heutigen Lesern doch auf - auch wenn die Autorin es nicht so deutlich herausstellt -, daß die Ideale von Liberatalia die Überwindung der klassischen Geschlechterrollen (besonders deutlich bei der Trennung nach männlichen und weiblichen Arbeiten bei der Reispflanzung und -Ernte) scheinbar nicht einschließen. Auf der anderen Seite bindet sie aber auch immer wieder (beispielsweise madegassische) Legenden ein und läßt in Munros Gedanken die Gebräuche seiner Herkunfts-Region einfließen. Am Ende schließt sich dann der Kreis der Geschichte und schlägt einen Bogen zum Anfang des Buches. Insgesamt fanden wir die Geschichte meist interessant und teilweise auch spannend zu lesen, allerdings schweift uns die Autorin besonders im zweiten Teil zu sehr und zu langtatmig ins Liebes- und Familienleben Munros ab, was für uns das Lesen über weite Strecken weniger interessant werden ließ. Dennoch bleibt es, was uns betrifft, auf jeden Fall lesenswert - für Jugendliche aber auch für erwachsene Leser. Auch wenn wir das Titelbild diesmal wieder deutlich besser gelungen fanden als bei der letzten Neuausgabe, so vermittelt für uns doch immer noch das Titelbild der Ausgabe von 2018 die beste Atmosphäre. |