Bei Scratch, dem Belletristik-Programm bei Saphir im Stahl, wird im Oktober mit Bones vom Großen Fluß die Neuausgabe der Afrika-Romane (naja eigentlich sind es bis auf eine Ausnahme Kurzgeschichten-Bände) von Edgar Wallace fortgesetzt, die im Januar mit Sanders vom Großen Fluß begonnen hat. Auch diesmal gibt es wieder zwei verschiedene Titel: Bones vom großen Fluß und (auf dem Titelbild) Bones vom Strom. Jeden Monat erscheint ein neuer Band. Die meisten Bände sind Sammelbände mit Geschichten, deren Originale in Zeitungen und Zeitschriften (wie The Weekly Tale-Teller oder The Windsor Magazine) erschienen sind. Im einzigen wirklichen Roman dieser Reihe hat Sanders nur einen "Gastauftritt" und er wurde 1935 mit Leslie Banks in der Hauptrolle verfilmt.
Im Vorwort schreibt der Herausgeber zu diesem Band:
Dies ist der zehnte Band der zwölf Afrika-Romane von Edgar Wallace. 1923 erschien dieses Buch, das sehr viel Aufmerksamkeit erhielt. Das Buch, wie auch die folgenden, sollte man in der damaligen rassistischen, kolonialistischen akzeptierten Grundstimmung lesen. Damals war diese Art schriftstellerischen Ausdrucks ganz normal. Daher findet man auch keine Anpassung an die heutige politisch korrekte Veränderung. Die Geschichten, das Buch ist eher eine lose aufeinander aufbauende Kurzgeschichtensammlung, sind ereignisreich, wenngleich nicht der modernen Action zuzuordnen. Es gibt Streitigkeiten, kriegerische Auseinandersetzungen, Zauberdoktoren und weiße Glücksritter. Edgar Wallace beschreibt in seinen Afrika-Romanen den Zustand der Kolonialherren wie Väter zu Kindern, die die Eingeborenen darstellen. Seine Afrika-Romane sind ein Stück Zeitgeschichte und Kolonialgeschichte zugleich. Weit eindrucksvoller, als in den Geschichtsbüchern, beschreibt er die Zeit der kolonialen Inbesitznahme Afrikas aus Sicht der Kolonialmächte nachvollziehbar. Einen "politisch korrekten" Roman können Sie hier jedoch nicht erwarten. Es würde den Flair der Erzählung zerstören und ihn nicht mehr lesbar machen.
Sanders ist ein britischer Kolonialbeamter. Seine Aufgabe ist es, in Afrika, Recht und Ordnung durchzusetzen.
Nebenbei erfährt der Leser zwischen den Zeilen viel über den Kolonialismus vor der Zeit des ersten Weltkrieges. Als Kolonialismus wird die Inbesitznahme auswärtiger Territorien und die Unterwerfung, Vertreibung oder Ermordung der ansässigen Bevölkerung durch eine Kolonialherrschaft bezeichnet. Kolonisten und Kolonialisierte stehen einander dabei kulturell in der Regel fremd gegenüber.
Zwar wird Sanders als Amtmann in die Hauptrolle gedrängt, aber er ist bemüht, den Frieden der afrikanischen Stämme aufrecht zu erhalten und Weiße Händler und deren Ausbeutungsabsichten fern zu halten ...
Dieser zehnte Band enthält die folgenden Kurzgeschichten:
- Das schreckliche Wort
- Der Gesundheitsinspektor
- Das schwarze Ei
- Ein nettes "Mädchen"
- Die Messingbettstelle
- Ein Hundeliebhaber
- Der "Fotograf"
- Der Heilkünstler
- Die Wazoos
- Die Panafrikaner
- Das Weib, das zu den Vögeln sprach
- Der Teufelssee
Neuausgabe
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Broschiertes Buch /Paperback
Bisher sind in dieser Reihe erschienen:
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Unsere Meinung (zu Band 4): Nach dem einzigen "richtigen" Roman dieser Reihe im letzten Band (Der Diamantenfluß) ist dies wieder eine Sammlung von Kurzgeschichten, die auch wieder im von Sanders "regierten" Verwaltungsbezirk in Afrika spielen.Und auch wenn es - wie in den Kriminalromanen von Edgar Wallace - einige Tote, Morde und Intrigen gibt, so sind die Geschichten doch sowohl spannend als auch so unterhaltsam geschrieben, daß das Lesen teilweise richtig Spaß macht (warum nur teilweise, dazu kommen wir gleich). Diesmal geht es unter anderem um einen europäischen Häuptling und seine weiße Frau, ein Puck-a-puck, Steuerzahlungen und natürlich nicht zuletzt das gewitzte Titelschlitzohr Bosambo, bei dem die Leser nie so recht entscheiden können, ob er zu den Guten oder Bösen gehört und der in diesem Band auf seine eigenwillige Weise unter anderem einen Mörder findet, einige Begegnungen mit einem betrügerischen weißen Händler hat (die für diesen nicht ganz wie gewünscht ablaufen) oder sich bei einem benachbarten Volk zu einem ausgedehnten Besuch einlädt. Weniger gut kommt Bosambo allerdings beim Besuch seines Bruders davon. Mit Bosambo ist diese Reihe um eine interessante und unterhaltsame Person reicher geworden. Allerdings wird auch das Lesevernügen an diesem Band durch das große Manko dieser Neuausgabe erheblich geschmälert: Auch in diesem Band läßt die Übersetzung deutlich zu wünschen übrig, da werden idiomatische englische Ausdrücke (etwa touch wood) wörtlich und überflüssigerweise auch Straßen- oder Ortsnamen in England übersetzt, so daß beispielsweise aus dem Londoner Straßen- und Ortsnamen Highgate Hill der Highgate-Hügel wird, aus Schaufelrädern werden Paddelräder und aus gut erzogenen Hunden gut gezogene. Das sind leider nur einige Beispiele, die das Lesen dieses Buches (und anderen dieser Reihe) deutlich erschweren. Inhaltlich war dies für uns dagegen wieder eine Steigerung gegenüber den vorhergehenden Bänden, ein ausgesprochen unterhaltsam und spannendes Buch und trotz der Übersetzung, die der Verlag bei einer künftigen Neuausgabe hoffentlich gründlich überarbeitet, ein Tip. |