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September 2021
Autor/Herausgeber/Reihe:
Ben Ebenho:
Titel:
Der Junge im Nebel
Eine queere Geschichte
4.
Originaltitel:
Originalausgabe
Erscheinungsland
Original: D
Erscheinungsjahr
Original: 2021
Felicia ist eine ältere Dame, die nach dem Tod ihres Mannes und ihrer Stieftochter einem Alters- und Pflegeheim lebt, wo sie von ihrem Lieblingspfleger Nico und ihrer regelmäßig zu Besuch kommenden anderen Tochter Sophia betreut wird.
Felicias Demenz führt dazu, daß es ihr zunehmend schwerer fällt, die Gegenwart im Heim und ihre außergewöhnliche Vergangenheit auseinander zu halten und überhaupt sicher zu wissen, ob ihre Erinnerungen an die langen Spaziergänge am Strand, an die Ausflüge an den See, den Überfall hinter der Turnhalle, den tödlichen Unfall und die Operation nicht vielleicht nur Träume waren. Eines aber weiß sie sicher, nämlich daß der Junge, den sie mehr liebt als vielleicht sogar sich selbst, sie in nicht allzu ferner Zukunft an den Traualtar führen wird. Und daß sie bereit ist für diese, ihre Liebe zu kämpfen, wenns sein muß auch gegen ihre eigene Tochter.
Sophia weiß nichts von alledem, aber sie kann auch die Stimmen im Kopf ihrer Mutter nicht hören, die Stimmen der Ahnen aus dem Jenseits. Immer wieder spricht sie ihre Mutter auf das Foto in ihrer Hand an. Wer ist der gutaussehende, blonde Junge, der Sophia seltsam vertraut vorkommt?
Erst zu spät, nachdem ihre Mutter gestorben ist, ist Sophias Tante Waltraud bereit, über das Geheimnis zu sprechen, das zu Lebzeiten zu wahren sie Felicia versprochen hatte. Erst als ihre Tante ihr das jahrelang gut gehütete Bild von vier jungen, lebensfrohen Menschen zeigt, erfährt Sophia die ganze traurige Geschichte von Sophie und Carmen, von Felix, ihrem leiblichen Vater, der unter tragischen Umständen viel zu früh aus dem Leben geschieden ist. Und die Geschichte von Jan, dem vierten auf dem Foto in Tante Waltrauds Hand, der von Felix geliebt worden war und der diese Liebe bedingungslos erwidert hat. Bis er Felix vor Kurzem endlich folgen durfte.
Und als Nico wenige Tage nach Felicias Tod deren Tagebuch vorbeibringt, werden Sophie die Zusammenhänge restlos klar und sie wundert sich auch nicht, warum sie den sympathischen Pfleger in Zukunft mit Nicole anreden soll ...
Vom Verlag empfohlen für Leser ab: k.A. FSK-Altersfreigabe: ab 12
Originalausgabe
Broschiertes Buch / Paperback
Himmelstürmer Paperback ca. 160 Seiten ISBN 978-3-86361-918-3
Preis: 16,90 € (D) - 17,95 € (A) ~ 26,00 SFr (CH)
Zu Beginn des Buches lernen die Leser die alte, möglicherweise sterbende, Felicia in ihrem Krankenzimmer kennen. Schnell entstehen einige Fragen zu ihrem Leben, die nicht durch sie selbst beantwortet werden können - jedenfalls nicht auf herkömmliche Weise. Und herkömmlich ist auch so gut wie nichts in diesem Roman. Felicias Geschichte wird auf diversen Ebenen erzählt. Die Gegenwart, in der sie unter Demenz leidend ihre sie besuchende Verwandte nicht erkennt und sich selbst als jüngeres Ich empfindet. Dies geschieht zudem aus verschiedenen Perspektiven: Ihrer eigenen, in der sie nicht mehr über ihre Erinnerungen verfügt und der ihrer Besucher, die versuchen, hinter das Geheimnis des Jungen zu kommen, dessen Bild für Felicia so große Bedeutung zu haben scheint, daß sie es nicht aus der Hand gibt. Dann wird die Geschichte von Felicia und Felix von Anfang an bis zum bitteren Ende erzählt. Dies geschieht in ihren Träumen und Tagebucheinträgen (von denen erst am Ende des Buches klar wird, wie sie sich in die aktuelle Geschichte einfügen). Immer mehr kommt zu der Frage, wer der Junge auf dem Bild ist, eine weitere Frage hinzu: Wer ist oder war Felicia? Felix? Jan? Oder eine(r) ihrer Freunde und Bekannten? Nach und nach ergibt sich für die Leser auch ein Bild der innerlich zerissenen Person Jans, der in großen Teilen des Buches im Mittelpunkt steht. Neben diesen Erzählebenen fügt der Autor noch einen Blick von außen auf die Geschehnisse in Felicias Vergangenheit und Gegenwart hinzu, den "Geistwesen" beisteuern, die zwar beobachten und kommentieren, aber nicht eingreifen können. Die Geschichte bleibt spannend bis zum Schluß, ist sehr gut lesbar geschrieben und sinkt trotz erotischer Elemente in der Liebesgeschichte nicht auf die Pornoebene ab. Darum hat sich der Autor, wie er auch selbst im Nachwort (in dem auch erklärt wird, was es mit dem Titel des Buches auf sich hat) schreibt, ausdrücklich Wert gelegt. Am Ende schießt der Autor was uns betrifft allerdings ziemlich übers Ziel hinaus und hier wäre für uns weniger deutlich mehr und angemessener für die restliche Geschichte gewesen. Trotzdem ist dies ein spannend zu lesender Roman mit vielen Facetten, der sich dabei auch ernsten Themen widmet ohne staubtrocken zu werden, berührend, dramatisch, aber auch mit freudigen und erotischen Momenten. Auf der Webseite des Verlages wird dieses Buch als "schwuler Roman" bezeichnet, aber eigentlich ist es sehr viel mehr - eine Liebes- Lebens- und Schicksalsgeschichte mit nicht nur schwulen Aspekten und für uns auf jeden Fall (vom überzogenen/übertriebenen Ende vielleicht abgesehen) ein Tip.
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